Dirk Freytag gilt als echtes Urgestein der Szene und hat mittlerweile mehr als 20 Jahre Erfahrung im digitalen Marketing und digitalen Geschäftsmodellen. Er hat Betriebswirtschaft in Osnabrück studiert und arbeitete zwei Jahre lang bei der Firma Bull. Im Jahr 2000 hat er den Wechsel zur Firma ADTECH vollzogen und war dort bis 2011 als CEO tätig.
Unter seiner Führung ist das ADTECH Unternehmen extrem stark gewachsen. Unter anderem mit Fokus auf Lösungen, wie dem Adserver Produkt HELIOS IQ. Das Unternehmen wurde daraufhin in einem damals sehr bemerkenswerten Exit an das Unternehmen AOL Inc. verkauft. Dirk ist dann 2007 für dreieinhalb Jahre nach New York City gegangen und hat den großen globalen, amerikanischen Player AOL Inc. in der frühen Phase der digitalen Marketingaktivitäten und Ad-Technologien kennengelernt.
Video mit Dirk Freytag
Nach dreieinhalb Jahren, als er bei AOL als Senior Vice President verantwortlich war – unter anderem für die Advertising Produktebene weltweit – hat er sich aus New York City zurückgezogen. Dirk war in den nachfolgenden Jahren unter anderem Geschäftsführer bei der YOC und hat sich parallel mit Unternehmen wie Nugg.ad beschäftigt, die auch einen Exit in Richtung Deutsche Post hingelegt haben – später Richtung Zalando. Inzwischen ist er als Business Angel in Berlin unterwegs und nebenbei Gründer eines weiteren Start-Ups, Content Pass.
Podcast mit Dirk Freytag
Dirk stellte sich im OMKB Talk den Fragen unserer Moderatoren Mario Rose und Schahab Hosseiny. Dabei erfuhr die OMKB Community eine ganze Menge spannender Insights über seinen beruflichen Highway.
Mario Rose: Ich freue mich total, dass wir so einen Hochkaräter und erfahrenen digitalen Marketing-Experten für unsere Runde gewinnen konnten, und noch mehr, dass wir wieder jemanden hier aus Berlin bei uns haben, der tatsächlich auch die Zeit hat, so kurzfristig zu uns ins Studio zu kommen. Daher erst einmal für diese Kurzfristigkeit ganz, ganz herzlichen Dank in deine Richtung und herzlich Willkommen bei uns, in der OMKB Community, lieber Dirk Freytag. Hallo! Schön, dass du da bist.
Dirk Freytag: Hallo und guten Tag. Ich freue mich, heute hier sein zu dürfen.
Mario Rose: Wie war das für dich, als wir dich gestern Abend um halb neun kontaktiert haben? Hast du gesagt, Jawoll, da bin ich dabei?
Dirk Freytag: Wir sind ja über einen Freund verbunden worden. Und wenn unser gemeinsame Freund sagt ‚Das ist was Gutes‘ – dann akzeptiere ich das und mach’ da mit.
Mario Rose: Sehr schön. Dirk, wir werden gleich ganz viel über deine berufliche Laufbahn sprechen. Du hast ein sehr bewegtes berufliches Leben schon hinter dir.
Mario Rose: Ich würde mich total freuen, wenn wir am Anfang deiner beruflichen Laufbahn einsteigen und du gegebenenfalls erst einmal erklärst, wie du seiner Zeit zur ADTECH gekommen bist und was deine Aufgaben bei ADTECH gewesen sind.
Bull vs. ADTECH – eine Entscheidung, die alles veränderte
Dirk Freytag: Ich habe BWL studiert, wollte eigentlich Journalist werden. Das hat nicht geklappt und so bin ich in der Betriebswirtschaft geblieben. Bei der ADTECH habe ich als Pressesprecher angefangen. Zuvor war ich aber bei der “Bull” für das Thema “Interne Kommunikation in Zentraleuropa” zuständig und der HR Abteilung untergeordnet. Der HR-Chef meinte, dass ich auch Personalinterviews führen könnte, was ich zu dem Zeitpunkt eher sinnlos fand.
Ich bin dann dennoch von Köln nach Langen gefahren, um 9 Interviews für eine Marketingposition in einer der Tochterunternehmen von Bull zu führen. In der Mittagspause bin ich schnell zur Firma ADTECH gedüst. Hab das Interview mit den coolen Jungs durchgezogen und mich – noch während ich die letzten 4 Interviews für die alte Firma geführt habe – entschieden, bei der ADTECH anzufangen.
Daraufhin bin ich über Langen nach Neu-Isenburg gefahren, um den Arbeitsvertrag zu unterschreiben. Dann nach Hause, um meine Kündigung abzugeben. So habe ich dann bei der ADTECH angefangen – das war noch kurz vor Bubble Burst – das heißt, wir waren Bestandteil einer großen Internet Holding, die CMGi. Zu dem Zeitpunkt gehörten denen AltaVista und viele, viele andere Gesellschaften.
Unsere Muttergesellschaft hieß Adforce. Die Firma kennt heute auch keiner mehr. Die war gerade an die Börse gegangen und wurde mit 700 Millionen bewertet. Der CFO war einst da und erzählte uns bei einem Glas Sekt, dass wir eigentlich alle mindestens Millionäre wären – das fanden wir super. Vier Wochen später waren wir dann nicht mehr Millionäre.
Schahab Hosseiny: Für den Moment.
“Meine erste Tätigkeit war es 10 Leute zu entlassen.”
Dirk Freytag: Für den Moment, genau. Interessanterweise ist die Adforce dann sogar noch nach nur 2 Wochen für 1,3 Milliarden von der Börse verkauft worden, warum auch immer man einen Börsengang gemacht hat. Wir hatten genug Geld, um zu überleben. Die Burn Rate betrug trotzdem nur 500.000 Euro. In dem Zusammenhang haben wir uns dann irgendwann als Geschäftsführung zusammengesetzt.
Die beiden Gründer mussten eingestehen, dass ihr Modell nicht funktionieren wird. Sie haben zu sehr auf Marketing gesetzt. Bei insgesamt 50 Leuten hatten wir 20 Marketing Mitarbeiter und 10 Techniker. Da wir ja eine Technologie hatten, machte das irgendwie keinen Sinn.
Wir wurden zum Glück von einem Aufsichtsrat begleitet, der „Old Economy“ verstanden hat. Dieser hat uns mit ganz einfachen Bierdeckeln erklärt, dass das, was wir machten, nicht lange Bestand haben würde. Also haben wir die Bremse getreten, die Burn Rate innerhalb von zweieinhalb Monaten halbiert und dann nochmal halbiert, sodass wir irgendwann in das Thema des Überlebenskampfes kamen.
Mario Rose: Von welcher zeitlichen Phase sprichst du jetzt? Wo ihr strategisch einen Shift vorgenommen hattet?
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