Immer wieder in dieselben Restaurants gehen, statt Neues zu entdecken? Langweilig! Das dachten sich auch die NeoTaste-Founder Tobias Düser und Hendrik Sander. Das Osnabrücker Start-up zeigt den klassischen Gutscheinbüchern, wie es besser geht, und entwickelte eine App, mit der Nutzer:innen durch Gutschein-Deals Restaurants und Cafés in bisher sieben Städten in ganz Deutschland entdecken können. Die aktuell über 250 teilnehmenden Gastronom:innen werden von NeoTaste bei der Akquise von Neukund:innen und der Optimierung ihrer Auslastung unterstützt, für sie ist die Nutzung der Plattform kostenlos. Perspektivisch möchte das Unternehmen aber auch Sparten abseits der Kulinarik bedienen.
Im OMKB-Podcast mit Schahab Hosseiny berichtet Hendrik, Co-Founder und CEO von NeoTaste, von seinem Werdegang, der Entstehung und der Marketing-Strategie von NeoTaste und wie sich die Plattform von anderen Unternehmen wie Groupon abgrenzt. Außerdem verrät er, welche Investitionen NeoTaste bereits erhalten hat und in der Zukunft erwartet und welche Vision er für das Unternehmen hat.
Das Video mit Hendrik Sander
Idee und Anfänge: So entstand NeoTaste
Schahab Hosseiny: Hendrik, schön, dass du hier bei der OMKB bist. Erzähl uns bitte kurz, wer du bist und was du machst.
Hendrik Sander: Ich bin Hendrik, bin kürzlich 30 geworden, habe Wirtschaftswissenschaften studiert und schon während des Studiums zum ersten Mal ein Unternehmen gegründet. Als Amazon seine Tore für externe Verkäufer:innen geöffnet hat, waren wir relativ früh mit einem Shop für Smartphone-Zubehör namens CannyBusiness dabei. Das heißt, ich habe erst neben dem Studium und dann in Vollzeit über sechs Jahre ein E-Commerce-Unternehmen aufgebaut, das ich anschließend verkauft habe. Und danach habe ich NeoTaste gegründet.
Schahab Hosseiny: Cool, du hast also sechs Jahre lang aktiv auf Amazon verkauft.
Hendrik Sander: Genau. Während dieser Zeit hatten wir etwas mehr als 300.000 Kund:innen in 130 Ländern, sind also relativ groß geworden. Als die Idee zu NeoTaste geboren wurde, habe ich kurz überlegt, ob ich noch bei CannyBusiness weitermachen kann. Ich fokussiere mich aber gerne auf nur eine Sache, also habe ich die Firma verkauft. Das hat einige Monate gedauert, anschließend bin ich im Jahr 2019 voll mit NeoTaste eingestiegen.
Schahab Hosseiny: Dazu fällt mir das Stichwort Management Attention ein. Hattest du im Amazon-Business eine eigene Brand oder hast du nur distribuiert?
Hendrik Sander: Wir hatten später auch eine eigene Brand, aber in diesem Bereich ist No-Name beinahe umsatzstärker, weil niemand für den Markennamen zahlen möchte. Einige Player am Markt haben es geschafft, die Marge mit einer Brand noch zu steigern. Wir haben uns aber auf den Massenmarkt konzentriert und da geht es primär darum, wer die besten Abläufe und die beste Distribution hat und dadurch möglichst günstig einkaufen und teuer verkaufen kann.
Schahab Hosseiny: Bist du rückblickend betrachtet zufrieden mit deinem Ausstieg?
Hendrik Sander: Ja, wir hätten vielleicht noch warten können, bis SELLERX auf den Markt gekommen ist. Aber für ein erstes Business war das eine tolle Lernerfahrung, weil wir das komplett aus dem Cashflow aufgebaut haben. Ich konnte so auch erkennen, wo im Wachstum die Unterschiede zu einem Start-up liegen, das durch etwas mehr Kapital etwas aufbauen muss, dann später aber besser skalieren kann.
“Ich halte es auch für ein gutes Learning, so etwas aus eigener Tasche aufgebaut zu haben, um wirklich schätzen zu können, wenn Investor:innen in der eigenen Firma einsteigen.”
Schahab Hosseiny: Chapeau. Wie ist denn die Idee zu NeoTaste entstanden und wie hast du daraus das Unternehmen entwickelt?
Hendrik Sander: Die Idee zu NeoTaste ist durch ein Gespräch mit einem Freund entstanden, der selbst Gastronom ist. Er hatte damals schon eine orderbird-Kasse, in der man genau verfolgen kann, woher welche Umsätze kommen. Wir haben uns gemeinsam seine Zahlen angeschaut und mir ist ein sehr langer, schwarzer Balken aufgefallen. Er hat mir dann erklärt, dass er sich durch die klassischen Gutscheinbücher einen einigermaßen großen Kund:innenstamm aufgebaut hat. Darüber war ich anfangs verwundert, weil ich nicht verstanden habe, wer solche Bücher mitnimmt und damit essen geht. Ich habe mir aber viele Gedanken dazu gemacht, weil mich das Modell interessiert hat.
Im Grunde funktioniert das klassische Modell so, dass man sich am Anfang des Jahres ein Gutscheinbuch kauft, das verschiedene Angebote – etwa bei Restaurants – enthält, die man jeweils einmal im Jahr nutzen kann. Und genau dasselbe machen wir auch im E-Commerce; wir teilen online regelmäßig Rabatte an Neukund:innen aus. Das fand ich also ein smartes Modell, habe mich aber gefragt, warum das immer noch in der Form des Prints passiert und nicht digital. Also dachte ich mir, es könnte spannend sein, dieses Modell zu digitalisieren.
Der Podcast mit Hendrik Sander von NeoTaste
Im nächsten Schritt habe ich mir einen Überblick über den Markt verschafft und herausgefunden, dass damals etwas mehr als fünf Millionen Gutscheinbücher im Jahr in Deutschland verkauft wurden. Daraus ist schnell die Idee entstanden, eine ganze Plattform rund um diesen Markt zu bauen und damit haben wir im Jahr 2019 angefangen. Heute haben wir weiterhin verschiedene Angebote auf der Plattform, für die die Nutzer:innen später bezahlen, aber mittlerweile bauen wir drumherum eine größere Plattform.
Schahab Hosseiny: NeoTaste konzentriert sich aktuell auf den kulinarischen Genuss. Wenn du über diese fünf Millionen gedruckten Gutscheinbücher sprichst, tangiert das aber auch andere Branchen. War für dich trotzdem von Anfang an klar, dass du mit dem Thema Gastronomie durchstarten möchtest?
Hendrik Sander: Auf jeden Fall, weil man mit diesem Thema nämlich einen Großteil der Leute ansprechen kann. Außerdem haben wir bei den Gastronom:innen den Bedarf nach mehr Digitalisierung gesehen, insbesondere in der Akquise von Neukund:innen. Relativ schnell haben wir herausgefunden, dass über die Hälfte der Gastronom:innen bisher gar keine Akquise betreibt – die profitieren entweder von einer guten Lage oder vielen Stammkund:innen.
Deswegen machen wir den Gastronom:innen ein digitales und flexibel einsetzbares Angebot. Sie können entscheiden, wann sie ihre Angebote zur Verfügung stellen wollen und dies an ihre Kapazitäten und ihre Auslastung anpassen. Weil das so ein guter Einstieg in den Markt war, haben wir uns inzwischen auf die Gastronomie spezialisiert und betreiben einerseits Neukund:innenakquise für Restaurants und helfen unseren Nutzer:innen andererseits beim Entdecken kulinarischer Highlights in ihrer Stadt.
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