Sendinblue wurde 2012 gegründet und ist eine All-in-one-Plattform für digitales Marketing. Mit Sendinblue können Agenturen, E-Commerce-, B2B- und B2C-Unternehmen durch digitale End-to-End-Marketing-Kampagnen, Transaktionsnachrichten und Marketing-Automatisierung neue Beziehungen zu Kund:innen aufbauen. Mittlerweile hat Sendinblue Büros in Paris, Berlin, Seattles, Noida, Sofia und Toronto, beschäftigt über 550 Mitarbeiter:innen und unterstützt weltweit über 300.000 Nutzer:innen.
In seinem Vortrag erklärt Maximilian Modl, CEO bei Sendinblue Germany, wie man mit Segmentierung und Multichannel-Marketing Umsätze steigern, warum man Sendinblue anstelle mehrerer spezieller Tools einsetzen sollte, welche Marketing-Kanäle einen besonders hohen ROI erzielen, wo ihre Stärken untereinander liegen und wie man sie richtig einsetzt.
Das Video mit Maximilian Modl
Nach seinem interessanten Vortrag beantwortete Maximilian Modl der OMKB-Audience und unseren Moderatoren noch einige tiefergehende Fragen. Hier die Q&A-Session:
Sendinblue: Mehr Modularität und weniger Opt-out
Schahab Hosseiny: Herzlichen Dank für die vielen Informationen. Ich habe herausgehört, dass Best-of-Breed seine Daseinsberechtigung hat, dass All-in-one-Lösung aber zahlreiche Vorteile bieten; eine UX, eine Oberfläche, eine geringere Fragmentierung und weniger Schnittstellen. Diese Schnittstellen sind anstrengend und führen zu einem hohen Datenverlust. Wenn ein Unternehmen angetan ist von eurer Produktvielfalt, kann es euch auch nur punktuell einsetzen, statt auf die All-in-one-Lösung zurückzugreifen? Bietet ihr API-Schnittstellen zu anderen Systemen an?
Maximilian Modl: Auf jeden Fall.
„Man kann Sendinblue auch modular einsetzen, statt das gesamte Paket zu kaufen und einzusetzen.“
Zusätzlich werden wir demnächst ein neues Angebot veröffentlichen, dass vollkommen modular ist und bei dem man beispielsweise nur E-Mail oder das Sales-CRM einkaufen kann. Und natürlich haben wir auch eine API-Schnittstelle.
Schahab Hosseiny: Man kann also Cherry-Picking betreiben bei euch.
Maximilian Modl: Auf jeden Fall. Jedes Business ist anders und hat andere Anwendungsfälle, dementsprechend brauchen manche nicht alle unsere Tools.
Schahab Hosseiny: Schauen wir uns diese All-in-one-Lösung genauer an. Du hast E-Mail und Push bereits angesprochen, auch Facebook ist Teil eures Ökosystems. Dadurch kann man tatsächlich eine mehrfache Ansprache der Audience vermeiden, weil die Touchpoints synchronisiert werden. Habt ihr Statistiken dazu, inwieweit die Reduktion der mehrfachen Ansprache den ROI steigern kann? Das wird sich bestimmt von Business zu Business unterscheiden, aber vielleicht hast du bereits erste Werte oder Korridore.
Maximilian Modl: Das ist eine spannende Frage, die wir bisher so konkret nicht untersucht haben. Wenn man die User nicht über mehrere Kanäle überpenetriert, halte ich eine ROI-Steigerung für durchaus plausibel, weil die Opt-out-Rate deutlich geringer sein wird.
„Eine häufige Frage an uns dreht sich darum, wie häufig man die Nutzer:innen mit E-Mail oder Push ansprechen kann, bevor man ein Opt-out riskiert.“
Im E-Mail-Marketing – und das ist auf Push übertragbar – haben wir festgestellt, dass eine alltägliche Steigerung der Frequenz optimal ist, dabei sollte man außerdem die Open Rate und die Opt-out Rate im Auge behalten. Sobald die Opt-out Rate nach oben geht, ist die Frequenz zu hoch.
Schahab Hosseiny: Das lässt sich über Sendinblue auch sauber austarieren und aussteuern.
Maximilian Modl: Ja, genau.
Viele Spezialist:innen unter einem Dach
Mario Rose: Danke erst einmal für die spannende Reise rund um das Ökosystem der Sendinblue. Du hast eben einen Blick in die Zukunft gewagt und von der großen Tool-Lösung gesprochen, die viele verschiedene Tools mit verschiedenen Interfaces verbindet. In einem Nebensatz hast du erwähnt, dass ihr bereits einige Zukäufe getätigt habt, damit das auch funktioniert. Kannst du berichten, welche Technologien inzwischen in der Sendinblue vereint sind?
Maximilian Modl: Angefangen hat Sendinblue mit dem Zukauf von Newsletter2Go und dessen Markt, Teile des Produkts von Newsletter2Go wurden überdies in Sendinblue integriert. Im Jahr 2021 haben wir zusätzlich gezielt nach Produkten Ausschau gehalten und einer unserer ersten Zukäufe war das E-Commerce Analytics Tool Metrilo, das wird integrieren und mit dem wir unseren Usern kohortenbasierte Analysen zu Verfügung stellen und alle Bestelldaten aus dem Shop zu Sendinblue bringen können.
Schahab Hosseiny: Metrilo ist ein tolles Tool.
Maximilian Modl: Freut mich, dass du das sagst. Hast du das Tool benutzt?
Schahab Hosseiny: Nicht direkt, aber ich habe es getestet.
Maximilian Modl:
„Neben Metrilo haben wir zudem die Shopify-App PushOwl gekauft; die haben bereits über 5.000 Fünf-Sterne-Bewertungen auf Shopify und haben sich erfolgreich auf Push Notifications und E-Commerce spezialisiert.“
Obendrein gehört uns inzwischen Chatra, ein Chat-Tool, das Chatbots und Chat-Automatisierung anbietet. Neuerdings befindet sich auch die Calendly-Alternative MeetFox unter unserem Dach, die für den B2B-Bereich extrem wichtig ist. Diese Zukäufe haben wir im vergangenen Jahr getätigt, wir halten aber weiterhin Ausschau nach weiteren spannenden Kandidat:innen und Kanälen.
Schahab Hosseiny: Wo am Markt seht ihr aktuell einen hohen Bedarf seitens der Kund:innen hinsichtlich weiterer Kanäle im Bereich Marketing Automation?
Maximilian Modl: E-Mails funktionieren weiterhin einwandfrei und es hat sich ein breiter Markt hierfür entwickelt, aktuell wäre es aber spannend, weitere Kanäle hinzuzufügen.
„Der Wallet Push könnte nach dem Web Push in naher Zukunft das nächste große Ding sein.“
Ansonsten würde ich andere günstige digitale Kanäle beobachten, denn die Akquisitionskosten auf Facebook und Google sind für viele Unternehmen einfach zu hoch.
Mario Rose: Könntest du das Konzept Wallet Push kurz erklären und darstellen, warum das deiner Meinung nach wichtig werden könnte?
Maximilian Modl: Bei IOS erhalten Marketeers mit Wallet Push eine Art Ticket, welches sie in die Wallet hochladen und immer wieder mit neuen Inhalten aktualisieren können, wobei jedes Mal ein Push getriggert wird, der auf dem jeweiligen Smartphone als Notification ausgespielt wird. Wallet Push kann außerdem mit lokalen Daten verknüpft werden; wenn man an einem Geschäft vorbeigeht, kann man durch das Ticket eine Notification erhalten, mit der man beispielsweise einen Rabatt in diesem Geschäft erhält. Dementsprechend ist Wallet Push ähnlich wie Web Push, aber mit zusätzlichen Features.
Schahab Hosseiny: Sollte man Software-Entwickler:innen im Team haben, um euer Produkt verwenden zu können? Oder ist euer Tool so ausgerichtet, dass Marketeers es eigenständig nutzen können?
Maximilian Modl:
„Marketeers können Sendinblue gerade für die Basics ohne Software-Entwickler:innen verwenden.“
Wir möchten ein leicht bedienbares Tool bauen, für das kein Code notwendig ist. Für Entwickler:innen stellen wir darüber hinaus die API-Dokumentation zur Verfügung, mit der sie noch mehr umsetzen können.
CO₂-Emissionen im digitalen Marketing
Mario Rose: In deinem Vortrag hast du einige Male auf die CO₂-Emissionen eurer Werbe-Channel hingewiesen. Es wird bereits vielfach darüber gesprochen, wie viel CO₂ durch den Stromkonsum oder die Serverkosten etwa eine Stunde auf Netflix oder eine Google-Suche verbrauchen. Du hast außerdem auf eine Studie verwiesen, die ihr bei Sendinblue veröffentlicht habt. Könntest du einige Key Facts aus dieser Studie einbringen, die dich positiv oder negativ überrascht haben?
Maximilian Modl: Der Versand einer E-Mail ohne Anhang mit Sendinblue verbraucht 0,175 gCO₂eq, was etwa ein Hundertstel des Verbrauchs von einer Minute auf YouTube ist.
„Nach wie vor finde ich es bemerkenswert, wie viel CO₂ durch Streaming emittiert wird und auch schade, weil ich mir selbst auch gerne YouTube-Videos anschaue.“
Wir weisen diese Zahlen aus, weil es einerseits für mich eine Herzensangelegenheit ist. Am Ende des Tages müssen wir uns alle fragen, was wir der Welt und unseren Kindern hinterlassen. Wir haben dieses Self-Assessment gemacht, um herauszufinden, wie sauber unsere eigenen Kanäle überhaupt sind und wo wir noch CO₂ einsparen können.
Mario Rose: Ich würde mir eine Studie über alle Werbekanäle wünschen, die nicht nur Google Ads, sondern auch Print Mailings umfasst. Gerade das digitale Marketing emittiert immer mehr CO₂, weil aktuell alle 9:16-Videos für ihre Reels drehen. Glaubst du dennoch, dass der CO₂-Verbrauch ein relevantes Entscheidungskriterium werden kann?
Maximilian Modl: Ich glaube, dass das in Zukunft eine größere Rolle spielen wird, dass wir von dieser Zukunft aber noch ein gutes Stück entfernt sind. Dabei spielt auch eine wichtige Rolle, wie unser Energiemix in Zukunft aussehen wird. Wenn wir nur noch grünen Strom verbrauchen, wird diese Frage irrelevant.
„Aber falls wir den Umstieg auf grünen Strom nicht vollständig schaffen, wird die CO₂-Emission von Werbekanälen eines Tages an Bedeutung gewinnen.“
Wir wurden im vergangenen Jahr immer wieder bei Audits von größeren Unternehmen gefragt, welche Schritte wir zur Reduktion unserer CO₂-Emissionen unternehmen und ob wir ein CO₂-Zertifikat haben. Früher war das nie ein Thema, aber das ändert sich aktuell.
Unternehmenskultur und Preisgestaltung
Schahab Hosseiny: Hat das auch Implikationen für die DNA eures Unternehmens? Ich halte es für sehr ehrenwert, dass ihr euch mit diesem Thema beschäftigt und ein Whitepaper dazu produziert habt. Wenn ich über eure Unternehmenskultur nachdenke, bis ich zudem von der Anzahl eurer Mitarbeiter:innen überrascht; für europäische Verhältnisse seid ihr ein ziemlich großes Unternehmen. Wie sieht die Unternehmenskultur bei Sendinblue auch unabhängig des CO₂-Fußabdrucks aus?
Maximilian Modl: Wir haben eine sehr offene Unternehmenskultur. Letzte Woche erst hat ein großes Firmen-Event stattgefunden, zu dem alle zusammengekommen sind. Unsere IT sitzt in einem Office in Delhi, dort sind 200 Mitarbeiter:innen beschäftigt und dort wurde Sendinblue ursprünglich gegründet. Deshalb ist dieses Office weiterhin Teil unserer DNA und es ist einer der Gründe, warum wir so ein multikulturelles Unternehmen sind. Wir haben außerdem Offices in Bengaluru, Toronto, Seattle, Paris, Berlin und Sofia. Wir sind transparent und gewähren Zugang zu vielen Business-Daten.
„Wir möchten unsere Mitarbeiter:innen auch am Erfolg des Unternehmens partizipieren lassen, indem wir ihnen kleine Anteile am Unternehmen übertragen.“
Schahab Hosseiny: Falls jemand an diesen Anteilen Interesse hat und bei euch arbeiten möchte, sucht ihr aktuell Mitarbeiter:innen und wenn ja, in welchen Bereichen?
Maximilian Modl: Wir suchen eigentlich überall nach neuen Mitarbeiter:innen, aber in Berlin suchen wir insbesondere in den Bereichen Product, Customer Care und Marketing.
Schahab Hosseiny: Bist du der Ansprechpartner oder sollte man einfach auf die Webseite gehen?
Maximilian Modl: Beides funktioniert.
Mario Rose: Du hast deinen Vortrag mit dem Tool-Dschungel begonnen, der aus 30.000 Tools und darunter 7.000 Marketing Tools besteht. In dem Zusammenhang dachte ich, wie schön es wäre, wenn eine Plattform eine Übersicht über diese vielen Tools und die entsprechenden Bewertungen zur Verfügung stellen würde. Auf der OMKB-Review-Plattform hat Sendinblue jedenfalls nur Vier- und Fünf-Sterne-Bewertungen erhalten, offensichtlich verfügt ihr über eine gute UX.
Außerdem war ich beeindruckt davon, dass ihr 70 Millionen Euro Jahresumsatz macht und über 300.000 Kund:innen habt. Das habe ich in einen Taschenrechner eingegeben und habe einen Durchschnittspreis pro Kund:in und Monat von unter 20 Euro ausgerechnet, was mir preiswert vorkommt. Haben kleinere Kund:innen mit diesem Preispunkt überhaupt eine Chance, in den Markt einzusteigen, unterscheiden sich eure Preise je nach Markt und werden sich eure Preise stark verändern, sobald ihr eure Tool-Integration durchführt?
Maximilian Modl: Über dieses Thema allein könnte ich zwei Stunden lang sprechen. Tatsächlich waren wir früher noch günstiger als heute und haben noch einige Legacy-Kund:innen, die ihr Paket damals für fünf Euro im Monat gekauft haben. Früher haben sich unsere Preise zudem je nach Markt unterschieden, inzwischen haben wir diese Unterschiede der Einfachheit zuliebe aber harmonisiert. Mit dem neuen Angebot wird sich unsere Preisstruktur nicht fundamental ändern.
Nach wie vor wird der E-Mail-Kanal erschwinglich sein und auch in den Bereichen Push und Chat werden wir kompetitiv bleiben. Unser Ansatz besteht einerseits darin, dass unsere Kund:innen unsere Tools modular einsetzen können, statt zwingend ein großes Paket kaufen zu müssen. Andererseits halten wir unsere Preise niedrig, was gerade in Krisenzeiten ein großer Wettbewerbsvorteil für uns ist.
Schahab Hosseiny: Sehr schön. Ich bin ein großer Freund von All-in-one-Lösungen, dementsprechend vielen Dank für den kurzweiligen Vortrag und das spannende Gespräch.
Mario Rose: Herzlichen Dank, lieber Max, dass du zu uns ins Studio gekommen bist und dir Zeit für uns genommen hast. Mir hat es großen Spaß gemacht.
Wenn dir der Vortrag und das Q&A von Maximilian Modl gefallen haben, interessiert dich vielleicht auch unser Talk mit Andreas Rau (Meta) und Jason Modemann (Mawave) zum Thema Discovery Commerce.