Marcus Tandler, auch bekannt als „Mediadonis”, ist seit mehr als 20 Jahren in der Digital Marketing Branche unterwegs. In dieser Zeit hat er nicht nur die Nummer eins Plattform Website Quality Management, Ryte gegründet und eine erfolgreiche Event-Reihe etabliert, sondern spricht auf den relevantesten Fachkonferenzen weltweit. Er bezeichnet sich selbst charmant als „Compulsive Entrepreneur und Search Theorist in love with SEO since 1998“. Die Digital Marketing und SEO-Legende ist mit Google und Suchalgorithmen aufgewachsen und hält einen Magister der Universität Augsburg und einen Diplom-Fachwirt Medienmarketing der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing in München inne. 2017 wurde Marcus bei den European Search Awards in Krakau sogar als “European Search Personality of the Year” ausgezeichnet.
Video mit Markus Tandler
Im Q&A Talk mit Think11 CEO Schahab Hosseiny spricht Marcus über seine wilden Jahre, die Entwicklung von Ryte zu einem der führenden Online Marketing Tools und natürlich SEO.
Mario Rose: Marcus, hallo und herzlich willkommen bei uns in der OMKB. Schön, dass du da bist.
Marcus Tandler: Servus. Auch an die ganze OMKB-Community und alle, die zuschauen.
Mario Rose: Marcus, wo sitzt du heute?
Marcus Tandler: Ja, wie die letzten 12 Monate im Untergeschoss. Eigentlich war es mein ehemaliges Kino. Jetzt ist es mein Büro, denn mein altes Büro hat jetzt mein Sohn. Es ist super, denn hier stört mich keiner. Die Kinder können da oben auch Lärm machen. Ich bekomme davon nichts mit. Ich habe eine gute Home-Office Atmosphäre. Aber auf der anderen Seite habe ich kein Tageslicht, nur einen Lichtschacht. Es ist schon ein bisschen düster, immer hier im Keller zu sitzen, aber genau da sitze ich jetzt seit einem Jahr.
Podcast mit Marcus Tandler
Mario Rose: Du siehst fantastisch ausgeleuchtet aus. Das Bild ist top. Wenn das dein Kino gewesen ist, sind das DVDs oder Bücher?
Marcus Tandler: Das sind Bücher, Blu-Rays, DVDs. Das ist alles Mögliche. Ich habe vor ganz vielen Jahren einmal ein Drehbuch nach Hollywood verkauft. Und das sind noch Relikte aus meiner damaligen Zeit, wo ich mich intensiver mit der Fernseh- und Filmbranche beschäftigt habe. Ich bin kein wilder Sammler, das ist nur Convenience und hat sich über die Jahre angesammelt.
Mario Rose: Super guter Insight. Vielen Dank. Du sprichst gerade die vergangene Zeit an. Du bist ewig schon am Markt aktiv und hast dadurch auch eine fantastische Reputation aufgebaut. Ich würde einmal an meinen lieben Kollegen Schahab übergeben, der mit dir jetzt ins Q&A einsteigt. Schahab und Marcus, ich wünsche euch ganz viel Spaß und natürlich auch euch in der OMKB-Community.
Marcus Tandler: Vielen Dank für die nette Moderation und Servus Schahab.
Organisation in Corona-Zeiten via WhatsApp, Facebook oder Clubhouse?
Schahab Hosseiny: Servus Marcus, ich grüße dich. Klasse, dass du bereit bist, für die OMKB-Community heute nochmal ein bisschen tiefer in das gesamte Thema SEO einzusteigen. Ich freue mich, dass du dabei bist. Da wir nur eine halbe Stunde Zeit haben, würde ich vorschlagen, wir starten direkt durch.
Meine erste Frage geht ein bisschen in Richtung Vergangenheit. Du hast vor langer Zeit gerne gefeiert und bist der Initiator des SEO-Oktoberfestes. Die SEO-Szene ist auch immer ein People Business Thema gewesen. Wer kennt wen? Wer hat gerade den heißesten Tipp? Meine erste Frage ist: Wie organisiert ihr den Austausch in Zeiten von Corona, der vorher oft persönlich stattgefunden hat? Gibt es versteckte WhatsApp Gruppen, in denen der neueste Trend ausgetauscht wird?
Marcus Tandler: Das ist lustig. Ich finde, das allerschlimmste ist WhatsApp. Das hasse ich rigoros. Das ist die schlimmste Art, mit mir Kontakt aufzunehmen. Ich habe dort nur einen Chatverlauf, den ich wirklich verwende. Generell nutze ich mein Handy auch relativ wenig. Wenn man die Screentime vergleicht, habe ich am wenigsten. Ich bin immer unter dreißig Minuten am Tag. Aktuell ist es durch unsere Clubhouse Sessions ein bisschen mehr.
Beim Oktoberfest ist auch Alex Schultz dabei. Er ist der Chief Marketing Officer von Facebook. Das ist auch der Grund, warum es damals so initiiert wurde. Wir haben eine Facebook-Gruppe und die ist noch immer aktiv. Wir tauschen uns dort über alles aus, was interessant erscheint. Das ist die aktivste Gruppe, in der ich bin und auch die einzige, in der Value generiert wird. Darauf bin ich sehr stolz.
Schahab Hosseiny: Sehr schön. Das heißt, die Ansprache bei dir passiert idealerweise nicht via WhatsApp. Kommen wir nun ein bisschen in die Gegenwart. Du hast gerade von Clubhouse gesprochen. Was ist für dich die Motivation, bei Clubhouse mitzumischen?
Marcus Tandler: Das ist ganz einfach – und es baut auf deiner vorherigen Frage auf: Aktuell fehlt dieser Austausch mit Leuten. Man liest irgendwelche News. Zum Beispiel: Der Rent veröffentlicht eine komische No Click Searches Studie und Google antwortet darauf. Dann fehlt es, das mit anderen Leuten diskutieren zu können. Man hat noch keine Meinung dazu. Man möchte sich nur dazu austauschen und die Meinungen von anderen Leuten hören. Vor Corona wäre das am Mittagstisch bei uns bei Ryte oder bei Konferenzen, wie beispielsweise SMX in München vorletzte Woche, heiß diskutiert worden. Auch da tauschst du dich zwischendurch in den Gängen mit ganz vielen Leuten aus und das fehlt jetzt.
Das ist kein Show-Konzept und es wird auch sehr gut angenommen. Es gibt sehr viele Leute, die auch mit auf die Bühne kommen und mit uns mitdiskutieren. Ob Hanns Kronenberg, Valentin Pletzer, Johan von Hülsen oder Heiko Stammel vom Spiegel. Jeder schaltet sich dort in eine Diskussion ein und das ist immer sehr interessant. Das ist genau das Konzept. Deshalb löschen wir es auch danach, denn es soll kein Show- oder Video-Cast sein. Ich bin sowieso nicht der Freund von Labels. Wir möchten uns einfach austauschen und genauso funktioniert das aktuell ziemlich gut. Deshalb streamen wir jetzt auch für die Leute, die kein iOS haben.
Schahab Hosseiny: Ok cool. Das finde ich sehr sympathisch. Vor allem, dass ihr auch streamt und die Android und Microsoft User nicht außen vorlasst.
Ästhetik, SEO oder User Experience – Was ist wichtiger?
Kommen wir noch ein bisschen auf deine Vergangenheit zu sprechen. Wir haben die Way-Back-Machine angeschmissen: 2001 war der Inhalt deiner secretsites.de, einer deiner privaten Webseiten, unter anderem Marcus Tandler Webdesign. Das trifft sich gut. Denn in den letzten Jahren verfolgten SEOs und Webdesigner nicht immer die gleiche Richtung. Wenn ich dir Ästhetik, SEO oder UX gegenüberstelle und dich darum bitte, deine Prioritätswerte zu vergleichen: Wie ist deine Haltung dazu?
Marcus Tandler: Bevor ich die Frage beantworte, einmal kurz zurück zu Secretsites.de. Das ist in der Tat die erste richtige Domain gewesen. Ein hervorragendes Buch ist Secret Sites – The Secret of successful Websites. Das war damals mein Lieblings-Webdesign-Buch als Inspiration. Es gab Killer-Sites und Secret-Sites. Ich habe seit 1996 Webdesign gemacht und bin bei HTML32 während meines Studiums als kleines Unternehmen eingestiegen. Das war ein gutes Zubrot. Weil mich ein Kunde damals fragte, wie man es schafft, dass die Seite auch bei AltaVista gefunden wird, kam ich in Berührung mit SEO. Denn Google gab es damals noch nicht. Und dieses Buch war meine absolute Inspirationsquelle. Und deshalb habe ich mir die Secretsites.de geholt. Obwohl, wenn ich mich richtig erinnere, damals noch Rezepte.de frei war. Ich glaube, die ging dann viele Jahre später an Maggi für über Hunderttausend Euro. Und was registriere ich? Secretsites.de, totaler Blödsinn.
„Am Ende des Tages kommt es immer darauf an, ob der User deine Seite gut findet oder nicht.„
Und zu deiner Frage: Das ist absolut richtig. Da sprechen wir dieselbe Sprache. Richtiges Webdesign wie UX ist heutzutage unglaublich wichtig geworden. Weil es beim SEO nicht mehr nur um die Zweihundert Ranking-Faktoren geht. Am Ende des Tages kommt es immer darauf an, ob der User deine Seite gut findet oder nicht.
Granular auch bei welchen Keywords ich da gefunden werde. Wenn der User die Seite gut findet, dann steigt diese langsam nach oben. Findet er die Seite schlecht, dann rutscht diese langsam aus den Rankings heraus. Das ist das allerwichtigste Ranking-Kriterium, dass die Leute deine Seite gut finden. Ich glaube, das spiegelt sich in ganz vielen Sachen wieder, auch im Content. Aber auch in einem guten UX. Das ich den User nicht nerve, indem die Seite lange lädt oder sie auf dem Mobiltelefon nicht richtig funktioniert. Das sind alles Sachen, die die Leute einfach frustrieren und daher eine andere Seite bevorzugen. Deshalb ist das Thema gerade heute so wichtig geworden. Weil es nicht mehr nur um diese hundert Ranking-Faktoren geht, sondern nur darum, den User glücklich zu machen.
Schahab Hosseiny: Du hast gerade Rezepte.de angesprochen. Ich habe direkt eine Anschlussfrage dahingehend: Warst du selbst auch in diesem gesamten Domain-Business-Thema involviert? Und wie stehst du zu dem Thema generische Domains? Kann ich heute mit generischen Domains unter SEO-Aspekten noch einen ordentlichen Leverage-Effekt generieren?
Generische und Expired Domains aus Blickwinkel eines SEO-Experten
Marcus Tandler: Ja, in der Tat habe ich viel mit Domains gemacht. Ich bin aber eher in der Second Generation Domain. Mein großes SEO war Spam. Es ging eher darum, Expired Domains zu bekommen. Das war damals meine Waffe der Wahl und es ging mir noch gar nicht so sehr um SEO, sondern nur um Spam. Ich habe damals über zehntausend Domains wieder neu registriert. Zu Spitzenzeiten waren es dreißig bis fünfzig Domains am Tag. Natürlich wurden ganz viele wieder schnell rausgekickt. Das ist alles nicht sehr nachhaltig. Man muss immer wieder etwas Neues finden. Und wenn du nichts mehr tust, ist es schnell vorbei.
Und so kam ich auch in das Domain-Thema, jedoch noch immer mit SEO-Aspekt. Ich habe nicht nur die “.de” oder “.com” genommen, sondern auch die “.net”, wie beispielsweise Bewerbung.net, Schönheitsklinik.net oder Hämorrhoiden.net. Eher eine SEO der zweiten Reihe, aber immer mit gewissem SEO Value und mit SEO Domain gepusht. Es war mir daher egal, ob es eine “.de” oder “.net” war. Davon hatte ich immer noch sehr viele und mittlerweile habe ich die meisten wieder verkauft, da ich mich ausschließlich auf Ryte konzentriere.
„Ich bin eher Second-Generation Domainer.„
Ein paar Sachen sind “Spaß Projekte” und etwas, wo man sich selbst Fallstudien bauen kann, um den Leuten Daten zu zeigen und öffentlich teilen zu können. Ansonsten habe ich die größten Sachen verkauft. Meine Schönheitsklinik.de habe ich verkauft. Bewerbung.net und Stellenanzeigen.net sowieso. Also eher Second-Generation Domainer. Zu deiner Frage zu generischen Domains: Von dem ganzen Mist wie “.io” zum Beispiel, halte ich nichts und da bin ich als CNO sehr strikt. Das war uns auch beim Rebranding von Onepage.org auf Ryte.com sehr wichtig. Auch wenn es mit einer “.io” deutlich schneller gegangen wäre. Wir wollten wirklich eine gute “.com” haben. Das ist noch immer ein Qualitätsaspekt, der sich auch an den Klickraten in den Searches widerspiegelt.
Schahab Hosseiny: Du hast gerade das Thema Expired Domains angesprochen und wie du diese damals mit Spam aufgeladen hast. Macht das Thema Expired Domain für mich als SEO heute noch Sinn? Kann ich da immer noch Schätze bekommen? Würdest du empfehlen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen?
Marcus Tandler: Das kommt ganz auf meinen Fokus an. Grundsätzlich ist das noch möglich. Ich schnappe mir auch immer noch eine Expired Domain hier und da. Ich arbeite immer noch mit Xenu. Da gehe über Stanford.edu oder Harvard.edu und suche nach Domains, die “No Such Host” senden. Diese Seiten haben keine DNS-Einträge und sind nicht registriert oder jemand lässt sie einfach nur herumliegen. Und wenn diese schon einen Link wie Stanford.edu hat, dann hat sie auch ein paar andere wertvolle Links. Wenn diese Domain einen thematischen Bezug hat oder sehr stark ist, dann nehme ich diese auch mit.
Eine gute Domain kannst du heute noch für einen niedrigen vierstelligen Betrag loswerden. Ich hatte vor ein paar Monaten eine vierstellige “.org” mit vielen “.edu”-Links. So etwas wird man noch los, aber das war nur Zufall, da meine Systeme noch laufen. In der Regel nehme ich hier nicht mehr viel mit. Aber ich glaube schon, dass man in dem Bereich noch ein bisschen etwas machen kann.
Es geht nicht darum, generische Expired Domains zu finden wie Linuxworkshop2008.org. Damit kann ich jetzt nichts anfangen. Aber es fallen auch sehr viele Domains aus meinem Umfeld wie Seooptimierung.de, das passt dann wiederum zu meinem Business und daher kann man das schon auch mitnehmen. Zudem ist es günstig, da es nur Registrierungskosten gibt. Aber das Spiel von damals, diese volle Power der Domain komplett zu übertragen, das funktioniert schon lange gut. Man sieht, dass viele Leute noch damit arbeiten, diese jedoch nicht richtig reaktivieren und ganz schnell ihren Macht verlieren. Damit hast du schlussendlich auch nichts gewonnen.
Marcus Tandler über NGOs und soziale Verantwortung
Schahab Hosseiny: Machen wir einen kleinen Themenschwenk: Du bist Unternehmer durch und durch. Thema NGO und soziale Verantwortung – Auch da haben wir ein bisschen Research betrieben. Du hast in der Vergangenheit immer wieder Aktionen gestartet, um hilfsbedürftigen Menschen zu helfen oder Unterstützung anzubieten. Dabei sind etwas kuriose Namen entstanden, wie Betrunken Gutes Tun. Auch Ryte Impact ist so entstanden. Wie wichtig ist für dich die soziale, gesellschaftliche oder politische Hilfe als Unternehmer? Wie siehst du das gesamte Thema für dich als Unternehmer?
„Am Ende des Tages kochen alle SEOs mit Wasser.„
Marcus Tandler: Ich sehe das gar nicht als Unternehmer, sondern einfach als Mensch. Ich bin unglaublich dankbar für den Weg, den ich gehen durfte. Ich war damals zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das ist wirklich krass: 1996 oder 1997, als ich damals anfing, hat noch niemand darüber nachgedacht. Google ist erst 2000 gestartet. Dieses Thema war damals auch nicht monetär ergiebig. Man konnte damit nichts verdienen. Es war eine intellektuelle Herausforderung. Was muss ich machen, um auf Platz eins zu kommen? Man hat es eher aus Spaß gemacht.
Dann kommt Google und man wächst damit auf. Plötzlich ist Google das wertvollste Unternehmen der Welt. Was ist das für ein Glück. Du beschäftigst dich von Anfang an mit einem Unternehmen, das jetzt das wertvollste Unternehmen der Welt ist. Auch die Erfahrungen, die man im Laufe der Jahre aufbauen konnte, weil man alles hautnah miterlebt hat. Das ist generell, wovon ein SEO heute am allermeisten profitiert. Am Ende des Tages kochen alle SEOs mit Wasser. Der eine hat bessere Töpfe und Pfannen, also bessere Tools. Der andere hat die besseren Rezepte. Aber diese werden auch durch Erfahrungen besser.
Ich habe ein Rezept bekommen, welches durch meine eigene Erfahrung noch besser geworden ist. Vielleicht ein bisschen mehr Salz oder Zucker. Genau das ist die gleiche Logik, dass Erfahrung ausschlaggebend ist. Und dafür bin ich dankbar, dass ich damals durch Zufall da hineingekommen bin. Ich habe mein Hobby zum Beruf machen können. SEO ist für mich nicht nur ein Job, sondern i love it. Ich liebe es, auch am Sonntag mit einem Kaffee irgendetwas zu googeln. Dann siehst du etwas oder jemanden und denkst, “Oh wer ist das denn? Was macht der denn? Was ist sein Business?” Also, einfach mit offenen Augen surfen. Das ist ein Thema, was mich unglaublich interessiert. Ich bin so dankbar, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte und es auch lukrativ ist.
Und dann stellt man sich die Frage, wie kann ich auch anderen helfen? Damals hat es mit der Münchner Tafel angefangen. Ich wollte einen größeren Betrag spenden. Aber mein Problem war, dass du nicht weißt, wo es hingeht. Das hat mir nicht gefallen. Deshalb habe ich mir etwas lokales gesucht und habe bei der Münchner Tafel angerufen. Ich wollte mir die Organisation anschauen und auch eine Woche mitfahren. Das war ganz lustig, da es anfangs falsch verstanden wurde. Man dachte, ich würde eine Woche arbeiten und diesen verdienten Betrag spenden. Ich war eine Woche komplett dabei und bin auch mitgefahren. Ich habe mich mit einigen Leuten dort auch angefreundet und ich konnte wirklich sehen, dass dort niemand etwas verdient. Es sind wirkliche sehr viele Leute, die ehrenamtlich helfen. Ich konnte wirklich sehen, wo das Geld ankommt und so etwas möchte ich vermehrt unterstützen.
AMAZONICA kam auch durch Zufall zustande. Mascha Kauka ist eine faszinierende Persönlichkeit, die den “Bussibär” erfunden hat. Damals ging es darum, eine Internet Antenne in einem Indianerdorf zu bauen. Dazu kann ich meine Community für Spenden aktivieren. Ich habe explizit etwas gesucht, das zu uns Bezug hat. So bin ich dort reingerutscht. Und dann gibt es Sachen wie Charity Barbecue, wo wir jetzt schon über 350.000 Euro generiert haben oder die Betrunken Gutes Tun-Events, wo wir circa 40.000 Euro im Jahr generieren. Egal, was man machen kann, Hauptsache man kann auch Gutes damit erreichen.
„An den Freitagen haben wir Self Development Time. Das heißt, du kannst diese Zeit investieren, um jemand anderen zu helfen.“
Schahab Hosseiny: Das ist sehr ehrenwert. Ich finde es große Klasse, was du machst. Noch ein kleiner Themenschwenk.
Marcus Tandler: Übrigens, zu Ryte Impact: Wenn ihr eine NGO im Grünen Bereich kennt, bitte lasst es uns wissen. Wir suchen aktuell händeringend nach NGOs, denen wir helfen können. Wir versuchen uns bei Ryte generell grüner zu machen. Wir haben das in unser Unternehmen gepitcht und alle Mitarbeiter überlegten, was wir machen können. Es war super unter den Mitarbeitern, weil sie Lust und viele gute Ideen haben. Nicht nur intern in der Firma, sondern auch extern. Wir haben Marketingspezialisten, Developer, etc. Hauptsache, wir können ein bisschen helfen. An den Freitagen haben wir Self Development Time. Das heißt, du kannst diese Zeit investieren, um jemand anderen zu helfen.
Schahab Hosseiny: Super toller Aufruf an die Community. Wenn sich die ein oder andere NGO bei dir meldet, würden wir uns total darüber freuen.
Cyber Security – Security Audits als Teil einer SEO Strategie?
Du hast Ryte gerade schon angesprochen. Auch ihr seid sehr gut und stark gewachsen in den letzten Jahren. Ich habe das Thema Cyber Security noch einmal mitgebracht. Ich weiß, das ist nicht dein Schwerpunkt, aber du hast bestimmt eine Meinung dazu, die uns stark interessiert. Schauen wir uns einmal das beliebteste Content Management System der Welt an: WordPress. Durch die Komplexität von Web-Anwendungen sind diese Systeme auch deutlich anfälliger für Cyber-Kriminalität geworden.
Wie gehst du als SEO mit diesem Thema um? Es ist nicht das Hauptgeschäft. Aber dennoch glaube ich, dass Security Audits auch ein Teil der SEO-Strategie sein können. Dazu wirst du eine ganz spezifische Haltung haben. Sollte ich beispielsweise alle Spider und Crawler so gut es geht über eine Robots.txt aussperren? Wie stehst du dazu?
Marcus Tandler: Das Lustige ist, dass man annehmen würde, dass gerade die Bad Bots sich an robots.txt halten. Zu dem Thema Cyber Security kann ich nur eine Sache erzählen. Bei unserem SEO-Oktoberfest ist auch Robert Hansen dabei, der ehemals beste Hacker der Welt. Er hat einen Laptop dabei, der sich jeden Tag komplett neu aufsetzt. Selbst wenn er infiltriert wurde, am nächsten Tag ist alles wieder gelöscht. Er hat immer Burner Phones und was er zusätzlich noch alles macht.. Da siehst du, was benötigt wird, um wirklich sicher zu sein. Und nicht einmal er ist auf der sicheren Seite.
Ich bin der Meinung, für uns normale User gibt es hier keine Sicherheit. Also, wenn es irgendjemand auf uns abzielt, dann bekommt er uns auch irgendwie. Mal abgesehen davon, dass es gar nicht auf technischem Weg stattfindet, sondern eher über Social Engineering. In Bezug auf SEO ist auf jeden Fall wichtig, immer die neueste Version von WordPress zu nutzen. Auch nicht mitsenden, welche Version ich nutze und immer updaten. Generell “https” verwenden, aber das muss man heutzutage niemanden mehr sagen. Aber es ist immer noch gang und gäbe, dass Seiten nicht sicher sind. Ich glaube auch, die meisten Cyber Security-Probleme sind nicht diese elaborierten Attacken. Vielleicht hast du es auf Heise gesehen. Es gab eine SEO-Agentur, die es ganz böse erwischt hat. In dem Fall war es so, dass die ein Backup von ihren gesamten Daten ungeschützt auf den Server gelegt haben. Das war der einfachste Weg, aber sicherheitsmäßig absolut hanebüchen. Ich glaube, das ist eher das Problem. Aber absolute Sicherheit gibt es nicht.
Schahab Hosseiny: Du hast gerade Bad Bots angesprochen. Kann ich mich schützen vor InApp Scraping oder Content Spam über Bad Bots? Oder sagst du, die Define ist sehr flexibel. Du hast es gerade auch auf dem SEO-Oktoberfest differenziert. Auch auf der Defcon wird immer sehr viel und klug überlegt, welche Mittel und Möglichkeiten es gibt. Siehst du überhaupt Chancen, sich dauerhaft vor Bad Bots zu schützen?
„Wenn ich genau weiß, wer mein Hacker ist, lasse ich ihn vielleicht auch mit einem kleinen Honeypot in mein System.“
Marcus Tandler: Es kommt ganz auf den individuellen Fall an. Wenn ich wirklich jemanden kenne, der mich upscrapt und der immer so doof ist und dieselbe IP-Adresse nutzt, dann öffne ich für diese IP-Adresse eine komplett andere Seite. So bin ich früher im SEO-Bereich umgegangen. Ich habe alle IP-Adressen, die auf Mediadonis, Webmaster oder anderem SEO Property waren, eine andere Seite gezeigt. So haben Leute, die sich mit mir beschäftigt haben, eine leere Seite gesehen. Das ist alles ewig her, aber es war lustig. Denn das waren alles SEOs und ich wollte nicht, dass sie sehen, was wirklich auf der Seite steht. Wenn ich genau weiß, wer mein Hacker ist, lasse ich ihn vielleicht auch mit einem kleinen Honeypot in mein System. Dann kann ich ihn identifizieren und beobachten.
Beim Onlineshop zum Beispiel scrapt mich der Konkurrent immer nach meinen Preisen ab. Wenn ich weiß wer das ist und was er da macht, kann ich ihm immer andere Preise zeigen. Das wäre ganz lustig, vor allem wenn dieser darauf reagiert. Generell kann man das nicht pauschalisieren. Alles kann ein Problem sein, wenn es gut gemacht ist. Alles kann kein Problem sein, wenn es schlecht gemacht ist. Hauptsache man sieht und erkennt es. Einfach mit offenen Augen unterwegs sein. Aber auch meine Seiten wurden mindestens zwanzig Mal gehackt. Allein WordPress Blogs, was da schon gehackt wurde. Und auch da richtig sophisticated. Du siehst es nicht. Du gehst selbst auf die Webseite und es sieht alles genau richtig aus. Du gehst über Google rein und wirst weitergeleitet. Dann denkst du auch, “So ein Mist.” Und es ist so nervig, das dann wieder zu entfernen. Auch mir passiert das also. So etwas passiert jedem.
Schahab Hosseiny: Die Idee mit der IP-Weiterleitung finde ich spannend. Das ist cool.
Marcus Tandler: Auch wenn Bilder genommen werden. Oder Hotlinks, die kennst du bestimmt auch noch. Das ist total gut, wenn Leute einfach dein Bild auf ihrer Webseite übernehmen. Sie speichern das nicht lokal und bereinigen es, sie crawlen es direkt. Dann gebe ich dir einfach irgendein Bild. Zum Beispiel: “Dieses Bild ist geklaut. Kaufen Sie nicht bei der Firma!” Das habe ich alles schon gesehen.
Schahab Hosseiny: Wir haben gerade über Bots gesprochen. Ich finde das thematisch zumindest sehr naheliegend. Lass uns über Ryte und vielleicht auch andere Produkte in dem Umfeld sprechen. SEMrush hat gestern seine IPO durchgeführt. Bewertung liegt jetzt bei circa zwei Milliarden Dollar. Wir selbst nutzen SEMrush auch sehr intensiv und sind damit happy. Wir haben auch weitere im Einsatz. Der Aktienkurs gab dennoch am ersten Handelstag direkt um zwanzig Prozent nach.
Börsenkurse, Research, Analytics und Marketing-Suite – Ein Blick in die Zukunft
Wie ist deine Einschätzung des Gesamtmarktes Analytics und Marketing-Suiten? Das hat sich in den letzten Jahren doch sehr stark transformiert. Was wir sehen ist, dass sehr viele Software Service Tools mit einem sehr starken SEO-Score vor vielen Jahren in den Markt gegangen sind und jetzt diversifizieren sie sich, um sich als umfängliche Marketing-Suite aufzustellen. Wie betrachtest du diesen Gesamtmarkt und wie wichtig wird das Thema Research, Analytics und Marketing-Suite mit Blick nach vorne für Unternehmen sein?
Marcus Tandler: Fangen wir am Anfang an. Das ist eine tolle Sache, wie SEMrush gestern an die Börse gegangen ist. Ich glaube, das ist wirklich eine tolle Geschichte für die gesamte Branche. Ich nutze SEMrush auch sehr gerne und bin ein großer Fan von ein paar Features. Gerade auch international, wo dann das eine oder andere deutsche Tool nicht mehr mithalten kann. Von der Datenbasis ist es auf jeden Fall ein solider Allrounder. Und das sage ich auch sehr gerne, da wir in keiner Weise im Wettbewerb stehen. Alles, was wir machen, macht SEMrush nicht und umgekehrt. Während sie auf Scrap Data setzen, setzen wir nur auf die echten Google-Search-Console-Daten. Das spielt dort aktuell noch keine Rolle und ist ein super Research Tool.
„Gutes SEO ist das Abfallprodukt einer guten Webseite.„
Ich recherchiere Competitor Keywords oder Backlinks. Wir haben keinen Research Park. Bei uns geht es um deine Webseite und darum, diese zu optimieren. Dazu nutze ich die bestmöglichen Daten und das sind eben Google-Daten. Es ist schwer für mich zu sagen, “Wir sind nicht der SEMrush Case”. Wir sind nicht die Research Suite und noch mit Adwords. Unser Fokus liegt ganz klar auf der Webseite des Kunden, um das Maximum herauszuholen. Deshalb ist es für mich schwer, mich mit dem Ganzen zu vergleichen. Das möchte ich eigentlich auch gar nicht. Wir sind kein SEO-Tool. Wir sind nicht als SEO-Tool gestartet und wir waren auch nie ein SEO-Tool.
Wir machen Webseiten Qualitätsmanagement. Denn wie schon erwähnt, geht es nicht mehr um dreihundert verschiedene SEO-Faktoren. Am Ende des Tages geht es darum, dass der User deine Seite gut findet. Dann steigt diese nach oben. Wenn er sie schlecht findet, dann fällt sie nach unten. Genau das ist der Punkt: Gutes SEO ist das Abfallprodukt einer guten Webseite. Deshalb sind wir komplett anders positioniert als die gesamten SEO-Tools und wir profitieren von der ganzen Digitalisierungswelle durch Corona. Dadurch, dass viele Unternehmen die Digitalisierung bisher vor sich hergeschoben haben und jetzt agieren müssen, profitieren wir sehr stark. Es ist ganz egal, wo der Traffic herkommt. Ob er aus SEO, PPC oder Social Media kommt. Wenn deine Seite gut ist, wird sie am Ende besser konvertieren. Deshalb ist uns der Traffic egal.
Es sind jedoch gerade SEOs, die am meisten verstanden haben, wie auch unser Produkt funktioniert. Wir haben noch einen grundlegenden anderen Punkt. Deshalb kann ich dir nicht beantworten, was den Gesamtmarkt betrifft. Das ist mir ehrlich gesagt auch total egal. Das ganze Unternehmen führt mein Geschäftsführer-Kollege und Co-Gründer, der Andi. Das macht er wirklich hervorragend und dafür bin ich sehr dankbar. Wir kennen uns seit sechzehn Jahren. Wir sind wie Brüder. Ich sage jetzt nicht, dass ich der große Bruder bin und er der Kleine. Oftmals bin auch ich der kleine Bruder, wenn er mir ganz viel zum Thema Finanzierung oder Product Development erzählt.
Wir haben mittlerweile hundert Mitarbeiter. Ich habe keinen einzigen Direct Report und möchte auch keinen. Ich bin kein Chef, ich bin ein SEO und das ist mein Punkt. Das mag ich, das mache ich super gerne und das mache ich cooler Weise wirklich jeden Tag. Neunzig Prozent meiner Zeit helfe ich aktiv Kunden. Ich bin mindestens mit zwei oder drei unserer Kunden täglich in Kontakt. Und kann direkt SEO machen, aber nicht nur als Agentur, sondern viel besser: Du bekommst immer Aufgaben oder Daten und schaust dir das an. Für mich ist es super spannend. I love my Job. Es ist unglaublich geil, was ich hier jeden Tag sehen kann und ich freue mich auf die unterschiedlichen Herausforderungen, um die ich mich kümmern darf. Das ist mein Ding. Ich bin SEO und das ist auch das Einzige, was ich kann – Auch meine Frau sagt das immer, “Schuster bleib bei deinen Leisten.”
Mit Andi habe ich jemanden, den ich zu hundert Prozent verstehe. Du kannst ihm eine Frage stellen und er sagt es dir genauso perfekt wie ich. Das macht mich unglaublich glücklich. Wir haben auch konträre Meinungen, das ist klar. Das haben Brüder genauso. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis in unserer Zusammenarbeit. Ich weiß, er macht es zu hundert Prozent. Ich kann mich komplett darauf konzentrieren, unseren Kunden zu helfen und SEO zu betreiben. Einfach dort Value stiften, wo ich Value stiften kann. Die ganze Firma leitet jedoch der Andi und das ist ein Thema, das ihm voll liegt. So wie ich SEO-Fan bin, interessiert ihn das ganze Thema Aufbau und Entwicklung einer Firma. Auch der ganze Kladderadatsch drumherum wie beispielsweise Finanzierung usw. Natürlich verfolge ich diese Themen auch. Lass uns aber über Economical-Text reden, nicht über den Upsite von Venture Capital. Da bin ich leider raus, sorry.
Schahab Hosseiny: Vielleicht ist dein Kollege oder Geschäftspartner dann nächstes Mal auch Bestandteil der OMKB, wenn er Lust hat.
95% sind Basic SEO Fehler
Dann gehen wir ins Fachliche. Als Ryte habt ihr eine Studie über die Core Web Vitals veröffentlicht und seid damit publik gegangen. Die E-Commerce-Branche in Deutschland und in der Schweiz ist eher schlecht aufgestellt. Ihr habt dort sehr banale Punkte aufgezählt, wie beispielsweise zu große Bilder. Ist das 2021 immer noch so? Leben wir wirklich noch immer in der Welt, in der E Commerce zu große Bilder einsetzt? Sind da die Hausaufgaben noch nicht gemacht worden?
Marcus Tandler: Absolut. Wir beschäftigen uns seit Ewigkeiten mit dem Thema. Es sind so banale Dinge, die immer wieder auftauchen. In 95 Prozent der Fälle sind es immer wieder dieselben Basics, die nicht richtig gemacht werden. Jens Fauldrath sagte einmal, “Fünfzig Prozent der Zeit eines guten SEOs sollte das Rewriting von Snippets sein.” Snippets Rewriting und Titels Deskription, das in den Suchergebnissen auftaucht – Das mache ich auch jeden Tag. Zum Beispiel sage ich, “Probiere XY bei diesem Wiki Artikel aus.” Dann setze ich einen A/B Test auf und schaue was am besten funktioniert. Auch da denke ich nicht über SEO nach. Das man eine bessere Klickrate hat und besser rankt, ist völlig klar. Aber ich mache auch mehr aus dem, was ich schon habe. Ich habe nämlich schon das Ranking und eine Klickrate von sieben Prozent. Am Ende des Tages sind es vierzehn Prozent und ich habe doppelt so viel Traffic über dieses Keyword. Wenn ich weiß, dass das am meisten Market Qualified Leads generiert. Davon möchte ich mehr.
„Get your shit straight! Die Basics sind ein solides Fundament.„
Ich möchte mehr Traffic auf diese Seite und das schaffe ich mit Snippet-Optimierung. Das ist eine absolute Basis Aufgabe. Du merkst, niemand hat die Snippets gebaut, sondern sie wurden einfach vom System veröffentlicht. Das lustigste dabei ist, sie haben sogar PPC. Für ein Keyword erstellen die zwanzig unterschiedliche Anzeigen-Variationen, die dann bis auf das letzte Detail getestet werden. Aber bei Organic ist WordPress raus und dann wird es einfach so gelassen. Das ist alles gang und gäbe. Die machen Fotos, die direkt von der Kamera auf die Seite geklatscht werden, ohne Lazy Loading. Auch das ist ganz normal. Das ist für mich persönlich immer das Lustigste an solchen Themen wie auch Advanced SEO.
Auf Konferenzen wird immer viel über fortgeschrittenes SEO gesprochen. Die kümmern sich um solche Themen, während die Basics noch nicht einmal gemacht werden. Das können wir aus diversen Gründen nicht, aber jetzt suche ich mir ein Advanced-Thema. Get your shit straight! Die Basics sind ein solides Fundament. Ich baue auch kein Haus im Sumpf. Ich brauche ein gescheites Fundament. Und genau das ist der Punkt. Es geht gar nicht um irgendwelche sophisticated Advanced-SEO-Techniken, sondern einfach darum, die Basics richtig zu machen. Und mit einfachen, richtig guten Basics kann ich schon sehr viel erreichen.
Content Delivery Networks unter SEO-Aspekten
Schahab Hosseiny: Jetzt haben wir über weltweites gesprochen und auch über vermeintlich zu große Bilder. Wie ist deine persönliche Meinung zum Thema Content Delivery Networks unter SEO-Aspekten?
Marcus Tandler: Ja, unbedingt. Alles, was es schneller macht, ist super. Gerade wenn ich als Online-Shop viele Bilder habe. Ich kann es verteilt auf der ganzen Welt auf ein CDN auslagern. Damit jemand aus Amerika nicht meinen Server in Deutschland fragen muss, sondern auch den lokalen Server befragen kann. Dann ist es grandios. Das macht das Ganze alleine seitens der Latenz schneller. Wenn ich die Möglichkeit habe, dann ist das sensationell. Genauso ist es mit WordPress. Idealerweise sollte man WordPress auf Cloudflare auslagern.
Schahab Hosseiny: Okay. Ist deine Empfehlung für die WordPress-User eher tendenziell in Richtung Cloudflare zu gehen?
Marcus Tandler: Ja, ich würde alles nutzen, um meine Seite zu beschleunigen. Und das ist eine sehr einfache Möglichkeit, um sehr viel Speed out of the Box rauszubekommen.
Schahab Hosseiny: Cool. Wir haben noch drei Minuten und zwei Themen. Ich lasse dir die Wahl, bei welchem Thema du dich wohler fühlst. Wir können über die Google Zero Click Searches sprechen oder über das Thema Content-Produktion mit dem Stichwort NLG? Aber es muss tatsächlich flott gehen.
Marcus Tandler: Jetzt habe ich was gelernt. Was ist NLG?
Schahab Hosseiny: Dabei geht es wirklich darum, dass wir sehr viel Content produzieren, wie beispielsweise AX Semantic, eher in Richtung E-Commerce und Natural Language.
Marcus Tandler: Ja, also von automatisiertem Content bin ich jetzt noch nie der größte Fan gewesen. Schon früher zu meinen Spam Zeiten.
Google Zero Clicks, eine Statistik ohne Wert
Schahab Hosseiny: Okay, dann lass uns kurz noch einmal über Google Zero Clicks sprechen. Da gibt es diese besagte Statistik, welche sagt: Zweidrittel aller Suchanfragen fließen nicht mehr auf die Publisher-Seiten ab, sondern finden wirklich nur noch auf Google statt. Ich habe im Vorfeld gehört, dass du nicht viel von dieser Statistik hältst.
Marcus Tandler: Das ist auch keine Statistik. Das ist eine Headline. Das ist eine Headline von Rent für diesen Artikel. Ich sage jetzt nicht, dass ich definitiv auf der Seite von Google bin. Aber man muss das relativieren, was überhaupt solche No Click Searches sind. Ein großer Punkt ist zum Beispiel die einfache Find Searches. Ich suche irgendetwas und finde nichts. Dann erweitere ich meine Suche mit anderen Wörtern und verfeinere diese noch einmal. Und dann erst klicke ich. Jetzt bin ich schon alleine bei den Zweidrittel. Das ist ein ganz normales Suchverhalten. Es wird auch immer impliziert das Zweidrittel der Seiten jetzt auf Google bleiben. Der Webseitenbetreiber oder das Unternehmen hat jetzt nichts mehr von der Suche, weil er bei Google bleibt.
Es gibt genug Leute, die zum Beispiel nach einem Friseur in München suchen. Und wenn sie den gefunden haben, vereinbaren sie einen Termin. Da habe ich auch nichts geklickt, aber das Unternehmen freut sich. Nur weil ich jetzt nicht darauf klicke, ist es weniger wert? Oder ich suche ein Restaurant. Ich finde eines und die Speisekarte gefällt mir. Ich rufe direkt an und bestelle etwas. Ich bin auch kein Lieferando Fan. Ist das jetzt schlechter, nur weil ich nicht auf ihre Restaurant Webseite geklickt habe? Und dann diese ganzen Information Short Artikel. Gerade jetzt mit Mobile Web. Beispielsweise, wie hoch ist der Eiffelturm? Wie hoch ist der Mount Everest? Das ist genau das, was ich will.
Oder die Lyrics Geschichte: Google hat die Songtexte von einer anderen Plattform übernommen. Aber für den User ist es deutlich besser. Ich suche den Songtext von „I Can’t Get No Satisfaction“ und sehe diesen direkt. Es ist super, dass ich nicht mehr klicken muss. Das beste Ergebnis kann auch dasselbe Ergebnis einen Schritt früher sein. Das ist genau der Punkt. Aber am meisten stört mich, dass es so dargestellt wird, als würde mir Google irgendetwas schulden. Ich ranke, bekomme aber keinen Klick mehr. Am Ende des Tages ist deren Ziel genauso, ihren Nutzer glücklich zu machen. Und wenn ich dem Nutzer ein Ergebnis geben kann, ohne dass er klicken muss, ist das super und freut den Nutzer. Das ist meine Einstellung.
„Konzentriert euch darauf, was ihr beeinflussen könnt: Auf eure eigene Performance. Denkt opportunistisch!„
Prinzipiell interessiert mich diese Studie null. Ich bin ein Opportunist und versuche immer das Beste aus der aktuellen Situation zu machen. Und mir bringt es nichts, in Erinnerung zu schwelgen, nach dem Motto, “Früher war alles besser.” So What. Früher war auch eine Menge schlechter. Als ob sich dann noch irgendetwas ändern würde. Das ist totaler Bullshit. Konzentriert euch darauf, was ihr beeinflussen könnt: Auf eure eigene Performance. Selbst da wird noch viel gemeckert. Aber alleine aus den Basics kann man noch viel mehr herausholen und das wird dann nicht umgesetzt. Dann lieber weniger meckern und mehr tun.
Ich weiß, es gibt viele User, die auch wirklich ein paar Probleme durch Googles Vorgehen haben. Aber ich glaube, für die große Menge würde ich sagen: Denkt opportunistisch! Wie kann ich jetzt das Maximum herausholen? Ich bin der Meinung, dort entstehen die kreativsten Ideen – Wie ich in widrigen Situationen einfach anders agieren muss. Vielleicht finde ich auch einen besseren Weg, um mich als Brand auch wieder unabhängiger zu machen.
Schahab Hosseiny: Ich glaube, dass Thema ist sehr kontrovers. Wir sind ein bisschen über der Zeit, aber ich finde, das war es auf jeden Fall wert. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank für deine Offenheit. Ich würde mich freuen, wenn wir dich in naher Zukunft erneut bei der OMKB begrüßen dürfen. Vielleicht bist du gleich noch kurz im Chat mit dabei. Ich kann den Chat jetzt gerade nicht sehen, aber gegebenenfalls ist die ein oder andere Frage reingekommen. Ich sage erst einmal herzlichen Dank in deine Richtung. Wir gehen jetzt in eine kurze Pause und melden uns gleich wieder.
Marcus Tandler: Vielen Dank auch an die ganze OMKB-Community. Das war echt saucool. Vielen Dank für die Einladung.
Schahab Hosseiny: Gerne. Bis bald. Tschüss.
Marcus Tandler: Tschüss.
FAQ zu Marcus Tandler
Dir hat dieser Artikel gefallen? Erfahre hier von Maria von Scheel-Plessen welche Rolle Influencer Marketing bei der Digitalisierung der Luxusmarke Montblanc spielt.