Sven Schmidt ist im Digitalbereich wahrlich kein Unbekannter und gilt als Insider der Digital Business und Startup-Szene. Der CMO der Machineseeker Group ist nicht nur Co-Host des DS Insider Podcast, Stammgast bei OMR, sondern auch gefragter Experte in allen relevanten Wirtschaftsmedien. Zuletzt gelang ihm sogar ein Ausflug in den Printbereich bei den Kollegen der WELT-Zeitung.
Über die Jahre war er maßgeblich an vielen erfolgreichen und großen Deals beteiligt. Einen Teil seines Wissens und seiner Erfahrung holte er sich u. a. als Geschäftsführer der ICS Internet Consumer Services GmbH und als Venture Partner bei Accel Partners.
Video mit Sven Schmidt
Schahab Hosseiny, CEO von Think11, sprach mit ihm beim OMKB-Talk über seinen alten C64 Commodore, deutsche IPOs und die Frage, wie Gründer an Kapital kommen.
Podcast mit Sven Schmidt
Schahab Hosseiny: Servus Sven. Bei deinem letzten Auftritt hast du eine Pain-Situation dargestellt, mit Entwickler Ressourcen in Essen. Konntet ihr seitdem neue Softwareentwickler finden oder habt ihr weiterhin Bedarf im Bereich der Programmierung und Softwareentwicklung?
Sven Schmidt: Ich glaube, durch den digitalen Boom in Deutschland – sicherlich auch ausgelöst durch Corona – bleibt der Recruiting Markt allgemein eng und das bezieht sich nicht nur auf Software-Entwickler, sondern natürlich auch auf Online-Marketeer, Produktmanager und so weiter.
Wir haben aktuell über zwanzig Positionen ausgeschrieben und suchen auch einen Head of Online Marketing. Ich sage immer, gute Firmen entstehen durch gute Mitarbeiter und aktuell würde ich sagen, ist es ein Markt, in dem gute Mitarbeiter sehr viele Optionen haben. Da steht man halt eben im starken Wettbewerb.
Schahab Hosseiny: Okay, verstehe. Das heißt, wenn sich jemand auf die Suche nach einem neuen Job in Essen und Umgebung bewegen sollte, habt ihr mit Sicherheit die zwanzig besagten Stellen auf der Webseite ausgeschrieben.
Sven Schmidt: Die sind auf der Website ausgeschrieben. Wir suchen ja sehr anspruchsvoll. Lieber ein bisschen warten und den richtigen Mitarbeiter bzw. die richtige Mitarbeiterin finden, als kurzfristig einfach nur in jedem Fall einstellen. Das ist nicht unsere Kultur.
Also, wer ein starkes Abitur hat, wer analytisch gut ist, also auch gute Noten in Mathematik und Physik hat, wer gute Studienleistungen hat, der kann sich sehr gerne bewerben. Für gute Leute finden wir immer Platz, auch wenn jetzt eventuell die konkrete Stelle gar nicht ausgeschrieben ist. Einfach an sven.schmidt@maschinensucher.de schreiben. Aber genug der Werbung!
Fehlt den Deutschen die Elon Musk-DNA?
Schahab Hosseiny: Sehr schön. Toi, toi, toi, dass sich die richtigen Kandidaten bei Euch bewerben. Sven, steigen wir doch mal direkt ein. Die Tech Bubble spricht seit einigen Tagen über den jüngsten Auftritt unseres Kanzlerkandidaten der CDU, Armin Laschet, mit Elon Musk. Jetzt will ich gar nicht bewerten, was dort gesagt wurde. Das kann ja jeder für sich selbst interpretieren. Was ich viel erstaunlicher finde, ist dass sich sehr hoch ausgebildetes Personal wie KI-Experten, Ingenieure, Softwareentwickler, etc. offenbar magisch angezogen fühlt.
Fehlt es uns in Deutschland an authentischen Machern, Entrepreneuren, Persönlichkeiten oder sind wir einfach unter kulturellen Aspekten nicht so dieses bullige nach-vorne-gehen? Wenn man das jetzt mal mit einem Elon Musk vergleicht. Wie stehst du generell zu diesem Thema? Denn starke Unternehmen und Unternehmerpersönlichkeiten hätten wir ja eigentlich vorzuweisen.
Oder fehlt es uns an diesem dramatisch überspitzten US-amerikanischen bulligen „Hey, hier bin ich und ich ziehe euch einfach mal mit mit meiner völlig überdrehten Vision“. Ich meine, wenn man sich Elon Musks Vision anschaut, irgendwann mal den Mars zu besiedeln, da ist ja auch ganz viel Fiktion mit dabei. Wie stehst du dazu?
Sven Schmidt: Du hast jetzt ganz viele Punkte adressiert. Also zum einen, glaube ich, leben wir in einer Aufmerksamkeitsökonomie. Das hat was mit Social Media zu tun. Das hat auch damit etwas zu tun, dass viele Geschäftsmodelle, die jetzt Top of the Funnel werden wollen, auch die Aufmerksamkeit brauchen, um dann im Endeffekt Kunden zu akquirieren.
Und wenn man dann als Plattform vorne ist, sind natürlich auch die Gewinne eher null und eins verteilt. Also entweder bist du Marktführer oder du gewinnst halt nicht. Da kommen dann alle diese Effekte zusammen. Und dann muss man sich fragen, warum sind wir in Deutschland nicht ganz so gut, solche Charaktere – ob es nun ein Steve Jobs ist, ein Elon Musk oder Jeff Bezos – zu kreieren? Ich glaube, da hast Du ein paar sehr valide Punkte angesprochen.
Sicherlich zum einen eine kulturelle Frage. Es hieß früher immer, so vor 10 – 20 Jahren, SAP würde ein Produkt bauen und dann gucken, ob das Produkt erfolgreich ist. Oracle aber würde ein Produkt verkaufen, und wenn es sich verkaufen lasse, dann würde Oracle das Produkt bauen. Und das finde ich, umschreibt es sehr gut. Und in meiner Zeit bei Accel in London habe ich halt früh gelernt, wie wichtig präsentieren und verkaufen sein kann.
Ich habe gefragt, wie wichtig es aus amerikanischer oder angelsächsischer Perspektive ist und warum so viel Wert darauf gelegt wird, wie gut sich ein Team verkaufen kann. Da wurde mir gesagt, das sei einfach wichtig, denn ein Gründer, der charismatisch sei, der eine gute Storyline hinbekommen würde, der könnte besser rekrutieren, er könne besser weitere Finanzierungen raisen und er könne in seiner Firma auch besser verkaufen, ob nun über einen IPO oder einen Trade Sale.
Und da habe ich dann relativ früh gesehen, dass deutsche Teams – im Vergleich mit angelsächsisch geprägten Teams oder auch in israelischen Teams – kulturell einfach nicht so gut und vielleicht auch anders geprägt sind. Wir leben ja auch in einem Land, in dem teilweise, wenn man sich nach vorne stellt oder sich vielleicht auch größer macht als man vielleicht ist – was notwendig ist für Fundraising – dass man dann sehr viel Kritik abbekommt.
Die Eigenschaft, sich auf Prozesse und Produktqualität zu fokussieren, die hilft wahrscheinlich, wenn man einen Mittelständler im Bereich Maschinenbau baut. Aber sie hilft vielleicht nicht, wenn man sagen will „Ich möchte eine weltweit führende Plattform bauen“. Und man sieht ja, welche Werte solche Gründer-CEOs wie Elon Musk mit ihrer eigenen Reichweite für ihre Firmen generieren können.
Auf der anderen Seite muss man natürlich sagen, auch ein Jeff Bezos war ja zu Anfang nicht so. Das heißt, er hat Amazon so groß gemacht ohne jetzt dieses Charisma zu haben, mit dem wahrscheinlich Elon Musk schon aufgewachsen ist. Daher geht es auch anders. Allerdings muss man auch sagen, dass jetzt im Fall von Jeff Bezos der größere Heimatmarkt und natürlich auch – in einem gewissen Rahmen – das Englische auch von Vorteil sind.
Da ist es natürlich für Gründer, deren Muttersprache nicht Englisch ist, auch nochmal schwieriger, dieses Charisma rüberzubringen. Auf der anderen Seite geht das natürlich auch. Ich glaube, ein Kağan Sümer von Gorillas, der bringt halt auch dieses Charisma mit, diesen großen Glauben, der dann eventuell Berge versetzen kann. Man hat ja auch gesehen, dass er es geschafft hat, das schnellste Unicorn zu werden, das wir in Deutschland und Europa hatten. Auch da sieht man den Wert von Storytelling und wie er dadurch eine gute Brand gebaut hat.
„Auch ein Jeff Bezos war ja zu Anfang nicht so. Das heißt, er hat Amazon so groß gemacht ohne jetzt dieses Charisma zu haben, mit dem wahrscheinlich Elon Musk schon aufgewachsen ist.“
Schahab Hosseiny: Ja, absolut. Das heißt, in Summe sagst du, uns fehlt ein bisschen Sales DNA. Du wünschst dir ein bisschen mehr davon, ein etwas pushigeres Vorgehen. Du hast es ja gerade valide auch hergeleitet, dass ein Gründer, der eine gewisse Sales DNA hat, auch die Fähigkeit besitzt, besseres Personal zu rekrutieren, denn Verkauf läuft ja eben nicht nur kundenseitig, sondern auch mitarbeiterseitig ab. Ist das korrekt zusammengefasst?
Sven Schmidt: Absolut. Manche sagen Sales DNA, andere reden von Storytelling-Fähigkeiten. Ich glaube, das sind dann zum Schluss nur Wording Fragen. Gemeint ist letztendlich, dass man als Gründer, als Tech Gründer einfach erkennen muss, dass man seine Firma immer wieder verkaufen muss. Das habe ich den Leuten immer gesagt.
Jens Begemann von Wooga zum Beispiel, das war einer der ersten deutschen Gründer, die die eigene Firma immer sehr, sehr gut verkauft haben. Der ist immer perfekt im Auftreten, oder war, denn er ist nicht mehr bei Wooga aktiv, sondern primär als Business Angel. Aber sicherlich immer noch perfekt im Auftreten.
Und das kriegen wir teilweise, glaube ich, kulturell anders beigebracht in Deutschland. Ich kenne auch die Geschichte von einem Gründer – sehr erfolgreich – der mir bei einem Abendessen erzählt hat, dass er Autofan sei und was er so für Autos habe. Und die hätte er immer in seiner Tiefgarage, mit denen fahre er dann nachts rum. Und da habe ich mir gedacht, in den USA würde so jemand ganz stolz mit seinen Autos fahren und sagen „Hier schaut mal, das kann ich mir jetzt leisten, weil ich die Firma geschaffen habe, ich habe die Arbeitsplätze geschaffen und ich bin so erfolgreich“.
Aber in Deutschland sagt man „Ich habe die tagsüber in der Tiefgarage stehen und ich fahre damit nachts rum“.
Schahab Hosseiny: Thema Neidgesellschaft, ja.
Sven Schmidt: Das hilft halt auch nicht. Zum Beispiel im Bundestagswahlkampf, wo immer nur darüber geredet wird, wie wir Geld umverteilen, aber viel zu wenig darüber, wie wir Vermögen schaffen. Und das passt leider in diese deutsche DNA rein. Diese DNA mag vielleicht hilfreich sein, um sozialen Zusammenhalt zu stärken. Diese DNA mag hilfreich sein, um eine gewisse Art von Firma zu kreieren. Aber in einer Welt, wo ja dieses Schlagwort „Software will eat the World“ ist, also die Dominanz von Software für die nächsten Jahrzehnte, da nicht.
Und im Softwarebereich ist es meistens so, da gewinnen pro Kategorie zwei bis drei Anbieter. Und das auf globaler Ebene. Und dann muss man halt einen globalen Marktführer schaffen. Und das schafft man meistens nur, wenn man sich in der Aufbauphase in gewissem Rahmen größer macht, als man ist. Indem man halt die Medien mitnimmt, die Mitarbeiter mitnimmt, indem man – wie ein Elon Musk – über Social Media Leute erreicht und so Kunden-Akquisitionen-Kosten senkt.
Es gibt ja immer das schöne Beispiel, wie viel Marketingwert Elon Musk oder auch damals Steve Jobs für Apple durch ihre Persönlichkeiten geschafft haben. Also was hätte das gekostet, im klassischen Marketing Spend? Ich glaube, es wird notwendig sein, dass wir das erkennen und versuchen, uns zu ändern, um auch diese Wertschöpfungstiefe, die uns in den letzten fünf bis sieben Jahrzehnten Wohlstand gebracht hat, künftig aufrechtzuerhalten.
Wenn man aber diese öffentlichen Diskussionen sieht, in denen statt „Wie können wir hier eine Plattform bauen, auf der auch solche Firmen entstehen?“ über „Wie können wir Reichtum umverteilen?“ geredet wird, dann wage ich es zu bezweifeln, dass das solche Charaktere anlockt.
Schahab Hosseiny möchte wissen, wie er es schafft, sich vielschichtig zu informieren und welche Strategie er verfolgt, um die richtigen Informationen zu verarbeiten. Sven Schmidt erklärt, dass er komparativ schnell lesen könne, am Wochenende recherchiere und sich die wichtigen Dinge aufschreibe. Das mache er ganz klassisch, mit Kugelschreiber. Die Frage nach einem persönlichen Netzwerk beantwortet Sven Schmidt positiv. Er habe zum Beispiel, als er hörte, dass Tiger Global in xentral investiere, zwei ihm bekannte Gründer im eCommerce-Bereich angerufen, die ihn mit entsprechenden Informationen und Hintergrundwissen versorgt haben.
Commodore C64 und das deutsche Bildungssystem
Schahab Hosseiny: Sven, sprechen wir nochmal kurz über die Aufnahme von Informationen, das passt ja ganz gut, und die Verarbeitung dieser, jedoch auf einer eher programmatischen Ebene. Mal ganz salopp gefragt: Kannst du eigentlich coden? Hast du eine Affinität zum Thema Softwareentwicklung?
Sven Schmidt: Nein, leider nicht. Ich kann dir aber eine lustige Geschichte erzählen. Ich bin jetzt 47, damit die Zuschauer das einschätzen können. Und als ich so elf, zwölf war, wollte ich unbedingt so einen C64 haben, so einen Commodore. Das war, glaube ich, noch vor deiner Zeit. Und dann haben meine Eltern gesagt, hier, wenn du einen Computer haben willst, dann musst du auch programmieren lernen.
Und dann bin ich irgendwie genötigt worden, an der Volkshochschule so einen Basic Kurs zu machen. Und noch Pascal. Das waren damals die beiden Kurse an der Volkshochschule. Und dann saß ich da irgendwie abends zwischen lauter Erwachsenen, weil meine Eltern gesagt haben, du musst diese Kurse machen, um den C64 zu bekommen. Das hat mich wahrscheinlich in dem Fall eher abgeschreckt. Mein Programmieren bestand dann daraus, dass ich aus irgendwelchen Zeitschriften damals irgendeinen Code abgetippt habe, um dann irgendein Spiel zu haben.
Ich habe dann ja BWL studiert und daher habe ich da jetzt also maximal so ein kleines Verständnis von. Wer aber heutzutage irgendwie zwölf bis 15 Jahre alt ist, der muss sich damit beschäftigen. Diese Aussage von Marc Andreessen, dass Software die Welt aufessen wird, ist das Bild dafür, dass die Geschäftsmodelle alle digital werden. Ich glaube, das ist zu 99,9 Prozent zutreffend.
Und es heißt, die Relevanz von Software wird immer weiter zunehmen. Dementsprechend ist es halt schon notwendig. Sogar wenn ich zum Schluss sage, ich will dann BWL studieren, muss ich trotzdem ein gutes Verständnis von Informatik haben. Wie Datenbanken funktionieren und diese ganzen Themen. Das ist elementar wichtig und ich habe mal in einem anderen Podcast gesagt, dass Informatikunterricht und auch Wirtschaftsunterricht ab der ersten Klasse Pflichtfächer werden sollten. Wirtschaftsunterricht meinetwegen ab der fünften, aber Informatik von Anfang an. Das sollte neben Deutsch und Mathematik eines dieser elementaren Fächer werden.
Schahab Hosseiny: Hast du den Commodore bekommen?
Sven Schmidt: Ja, ja, habe ich bekommen. Ich habe diese Kurse gemacht. Ich habe damals eine Bescheinigung von der VHS bekommen, in Basic und Pascal.
Schahab Hosseiny: Sehr gut. Du hast gerade schon gesagt, Du würdest Dir ja als additives Fach Informatik wünschen. Gibt es da sonst noch etwas? Wenn du wünsch dir was spielen dürftest? Wenn du mal so ein bisschen an deine eigene Schulzeit denkst, würdest du sagen, wir müssen am Bildungssystem Schule generell Fächer neu denken und auch wirklich als elementar wichtig installieren? Informatik hast du gerade schon vorweg entsendet.
Sven Schmidt: Ja. Wirtschaft, gerade weil ich glaube, dass das Verständnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen, das Verständnis von Geschäftsmodellen, an Relevanz zunehmen wird. Und ich glaube auch, wir brauchen mehr Unternehmertum. Die Wirtschaft zu verstehen ist eben auch eine ganz wichtige Basis für erfolgreiches Unternehmertum. Das ist von mir auch noch ein ganz klarer Wunsch.
Die Frage, welche Upside er beim Thema no-code-low-code sieht, beantwortet Sven Schmidt ausführlich. Seiner Meinung nach wird die Zukunft immer mehr Software-Anwendungen – gerade für kleinere Firmen und Unternehmen – bringen, die nicht aufwendig individuell programmiert werden müssen. Das umfasse auch die Bereiche Business intelligence oder Legal Tech. Der no-code-low-code-Trend zahle darauf ein.
IPOs und Investments im Casino-Stil
Schahab Hosseiny: Kommen wir nochmal zurück auf deine analytischen Fähigkeiten. Du hast ja gerade auch schon einige Companies genannt. Hand aufs Herz: Auf welche IPO freust du dich dieses Jahr ganz besonders? Wir haben ja gerade gewissermaßen die Halbzeit des Jahres, haben dieses Jahr auch schon einige tolle Tech-IPOs erleben dürfen, trotz Pandemie. Auf welche freust du dich ganz besonders? Und vor allem, warum?
Sven Schmidt: Ich muss sagen, ich habe jetzt diese ganzen IPOs in Deutschland nicht 1:1 verfolgt. Das liegt auch daran, dass wir jetzt in den USA relativ viele IPOs im Tech-Bereich hatten, sicherlich auch getrieben durch die hohen Bewertungen. Da waren es teilweise 8 bis 10 IPOs pro Woche, glaube ich.
Dann hatten wir in Deutschland IPOs. Es hat mich gefreut, dass auch hierzulande wieder mehr Firmen an die Börse gegangen sind, denn das ist sicherlich generell gut für den Markt. Aber ich beschäftige mich ja für die Podcasts primär mit privaten Firmen, also Firmen, die Finanzierungsrunden machen und die jetzt noch nicht an die Börse gehen.
Parallel zu den ganzen IPOs muss man ja dann auch noch die sogenannten IPO-Präsentationen oder die Filings anschauen. Ich gucke ab und zu bei den Kollegen von Exciting Commerce, die fassen die IPOs im Bereich E-Commerce immer sehr gut zusammen, da lese ich dann lieber die Zusammenfassungen. Aber zu sagen, wer da gut ist oder worauf ich mich freuen würde, das wäre jetzt ein Vortäuschen des Umstandes, dass ich mich damit richtig gut auskenne würde.
Ich habe in meinem Podcast gesagt, dass ich jetzt von den neuen Unicorns die Solaris Bank spannend finde, die meines Erachtens auch eine spannende Übernahme in Großbritannien getätigt hat. Damit nutzt sie sowohl Skalen- wie auch Synergieeffekte. Und zum anderen Chrono24, auch ein Unicorn aus Deutschland, die global führende Plattform für hochwertige bzw. Luxusuhren. Das sind Sachen, die ich spannend finde.
Schahab Hosseiny: Okay cool. Mit CHRONEXT gibt es ja auch einen deutschen Wettbewerber in Köln, soweit ich weiß. Okay, Stichwort IPOs. Gucken wir mal auf Trade Republic. Ganz nach dem Vorbild von Robinhood ist das Investieren ja mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Es wird wieder mehr investiert in Deutschland, mit Sicherheit auch auf Basis solcher Applikationen wie Trade Republic, die es ganz einfach machen. Robinhood hat ja in den letzten Wochen eine recht ordentliche IPO hingelegt, ist aufs Parkett gegangen. Die Überraschung kam aber eigentlich erst kurz danach auf Basis von Kursexplosionen, die auch nicht wirklich rational hergeleitet werden konnten.
Viele sprechen dabei davon, dass Robinhood gewissermaßen Opfer seiner selbst oder Profiteur auch seiner selbst geworden ist, als Meme Stock. Wie bewertest du generell so kollektive Bewegungen wie bei Reddit, was ja auch GameStop unter anderem irgendwie erwischt hat? Und was ist deine Einschätzung, was kann da in naher Zukunft passieren? Müssen wir damit rechnen, dass die Märkte viel volatiler werden, dass wir viel mehr Influencer haben werden? Du hast es ja eben auch noch mal auf Elon Musk referenziert, der ganz viel auch an Bewegung produzieren kann. Was passiert da? Wie betrachtest du das auch als ehemaliger oder noch aktiver Investor?
Sven Schmidt: Ich glaube, da muss man differenzieren. Wir reden jetzt über die öffentlichen Märkte, also über über die Börsen, die da bewegt werden, weniger über die privaten Märkte. Generell ist die sogenannte Gamification der Anlage sicherlich sehr stark von Robinhood geprägt und in Europa, in Deutschland, haben wir natürlich mit Trade Republic eine starke Firma. Ich glaube, die hat den Vorteil, dass sie dadurch Leute ans Investieren heranführt, die damit Vermögensaufbau und Altersvorsorge betreiben können. Das ist sehr positiv.
Die Thematik Umlage vs. Ansparen, bei der die aktuelle Generation für die alte Generation zahlt, dass das irgendwann schwierig sein wird, ist den meisten transparent. Das heißt, man muss für das Alter selbst im gewissen Rahmen ansparen oder investieren. Und daher muss man sich mit dem Thema beschäftigen. Da tragen dann solche Anbieter wie Trade Republic und Robinhood dazu bei, das in die Breite zu bringen, und das ist schon mal vorteilhaft.
Auf der anderen Seite muss man aufpassen, dass diese Gamification -und das ist extrem betrachtet – nicht Casino ähnlich wird und Leute de facto wetten können, ob der Dollar heute gegenüber dem Euro fällt oder steigt. Gewinnst du, dann bekommst du für jeden Euro 1,95 Euro ausgezahlt. Verlierst du, dann ist dein Euro weg. Das ist dann dem Casino sehr, sehr nahe. Ich glaube schon, dass da eine gewisse Art von Regulierung vonnöten ist.
„Die Thematik Umlage vs. Ansparen, bei der die aktuelle Genration für die alte Generation zahlt, dass das irgendwann schwierig sein wird, ist den meisten transparent. Daher muss man für das Alter selbst im gewissen Rahmen ansparen oder investieren.“
Wenn jemand, der 22 Jahre alt ist und relativ wenig Bezugspunkte dazu hat, sagt, ich kaufe jetzt DAX- und MDAX-Titel oder meinetwegen Dow Jones, ist das, glaube ich, sehr vorteilhaft. Wenn es aber heisst “Ich kaufe mir jetzt irgendwie einen Put oder ich kaufe mir irgendwie einen Credit Swap”, dann finde ich das schon schwierig. Da muss man sich fragen, ob es da nicht einem Anlegerschutz bedarf. Das wäre so meine Perspektive.
Du hast ja diese GameStop Thematik impliziert. In dem Fall hat es die Reddit Community übernommen. Auf der anderen Seite ist GameStop letztendlich ein Offline-Händler, mit Shops und Läden, der Videospiele und Co. verkauft. Und ich glaube, den Nutzern ist dann wiederum auf der anderen Seite auch klar, dass das Produkte sind, die natürlich auch komplett digital werden. Siehe Steam und Co.
Da muss man das schon hinterfragen, wenn auf einmal so ein Börsenpreis nach oben getrieben wird. Das Gleiche hatten wir auch bei einer Mietwagenfirma, die insolvent war, ich glaube es war Hertz. Ich bin also kein Fan davon, deshalb sollte es da im gewissen Rahmen eine Regulierung geben. Damit vermieden wird, dass jemand dann GameStop-Aktien kauft, bei 250 Dollar, die dann irgendwie 3 Tage später wieder bei 50 Dollar sind und dann wieder bei 150.
Das kommt dann wieder dem Beispiel Casino von eben sehr nahe. Ich sehe zwar einige positive Seiten, aber ich glaube auch, dass im Bereich Finanzwesen Anlegerschutz schon eine Menge Sinn macht.
Schahab Hosseiny: Bleiben wir vielleicht beim Thema Finance. Eine sehr große Suchmaschine sagte mal, sie könne die Finanzmärkte vorhersagen, tut es aber nicht, weil es illegal sei. Jetzt könnte ich natürlich die Hypothese aufstellen, dass diese besagte, große Suchmaschine eigentlich nur die Weltmeere oder den Mars gemeint hat, wo vielleicht ein rechtsfreier Raum gilt.
Zum Thema Regulierung: Du hast es gerade auch schon angesprochen, wenn du die Möglichkeit hättest, die Zeit zurückzudrehen, Sven, würdest du erneut in Deutschland investieren und gründen?
Sven Schmidt: Es hat sich gezeigt, dass man durch die Relevanz und Dominanz von GAFA plus Microsoft vor fünf bis zehn Jahren sicherlich keinen Fehler gemacht hätte, hätte man in die Genannten investiert. Ich glaube, dafür gibt es keinen vergleichbaren Fall in Europa und nicht in Deutschland. Was das Investieren angeht, ist es relativ eindeutig.
Nun ist immer die Frage, wo gründet man, wo kann man gründen? Also ich glaube, als Gründer kann man gerade jetzt in Europa, in Deutschland sehr erfolgreich sein, sehr schnell relevante Firmen aufbauen und sehr schnell relevante Bewertungen erzielen. Ich habe ja gerade den Kağan Sümer, den CEO und Gründer von Gorillas erwähnt, der das vorgemacht hat.
Das müssen nicht nur die eben erwähnten Unicorns oder Decacorns sein, wie Celonis in München. Wie auch immer man dazu steht, vielleicht hätte man argumentieren können, dass es irgendwie vor 10 – 20 Jahren sicherlich viel einfacher im Valley gewesen wäre, als das Ganze in Deutschland zu machen. Aber in der Zwischenzeit gibt es auch hier hervorragende Bedingungen für Gründer.
Schahab Hosseiny möchte zum Thema Geldbeschaffung für Gründer wissen, welcher Weg der bessere sei: VC, Family Office, Private Equity oder Crowdfunding. Sven Schmidt hält von den meisten Lösungen wenig, und erklärt auch, warum. Dabei spricht er über die Abläufe im Pre-Seed und Seedbereich und zeigt, welche Bewertungen und welches Geld erfahrene Gründer heutzutage bekommen können. Die Schlussfolgerung ist, dass man als erfahrener Gründer heutzutage viel mehr, viel schneller Geld von beispielsweise VC bekommen könne.
Ist Gorillas mehr als ein reiner Supermarkt auf Rädern?
Schahab Hosseiny: Bleiben wir beim Thema Bedarf an Geld. Softbank Int. hat ja vor einiger Zeit eine große Finanzierungsrunde bei Gorillas abgesagt. Du beschäftigst dich bekanntlich auch sehr intensiv mit diesem Berliner Startup, welches ein sehr, sehr kostenintensives Business betreibt. Wie gehst du mit folgender Hypothese um, Sven, dass Gorillas mehr ist als ein reiner Supermarkt auf Rädern, mit eigenen Brands?
Ich tituliere das Ganze immer so ein Stück weit unter „Bedarf schlägt Loyalität“: Auch mittelfristig einfach tolle eigene Monobrands mit höheren Margen auf den Markt werfen. Um mal diesen Abstraktionslevel ein bisschen zu verlassen: Wenn ich regelmäßig ein totaler Chiquita-Bananen-Fan bin und einfach auf den Geschmack von Chiquita abfahre – Disclaimer: Tue ich nicht – aber Gorillas die Fähigkeit hat, mir innerhalb von zehn Minuten eine Banane zu liefern, wäre ich bereit, meine Loyalität gegenüber dieser Marke aufzugeben, weil mein Bedarf in diesem Moment stärker ist?
Wenn diese Hypothese aufgeht, muss man sagen, hat besagtes Unternehmen durchaus die Fähigkeit, bei höheren Margen Brands zu etablieren, um das Geschäftsmodell zu optimieren. Wie stehst du dazu?
Sven Schmidt: Für die Zuschauer: Es gibt auch noch Flink, es gibt foodpanda, es gibt GetHere, es gibt zukünftig Gopuff, DoorDash… der Nutzer hat die Qual der Wahl. Nicht, dass das hier zu einem reinen Gorillas-Werbespot verkommt. Ja, ich glaube, der Trend, den Du ansprichst, der ist nicht neu. Den siehst du ja bei Lidl und Aldi, die haben das eigentlich etabliert. Also im Endeffekt Eigenmarken oder White Label oder keine Marken, wenn du so willst.
Und so ein Edeka und Rewe, um jetzt die anderen beiden großen Anbieter aufzugreifen, haben das ja letztendlich komplett übernommen. Wenn du heutzutage in so einen Rewe reingehst, hast du irgendwie “Rewe Beste Wahl” als Eigenmarke, die ein bisschen teurer ist. Und du hast ja! als Eigenmarke, die ein bisschen günstiger ist. Wer jetzt als Markenhersteller dem Einkauf von Rewe nicht den richtigen Preis anbietet, der verschwindet im untersten Regal, also außerhalb des sichtbaren Bereiches.
„Du sagst Bedarf schlägt Loyalität. Ich würde sagen, Zugang schlägt Marke.“
Wenn ich aktuell irgendwie meiner Nutella-Leidenschaft nachgehen will, dann muss ich mich tief beugen, um es im Rewe zu finden. Und wenn jetzt Ferrero bei Rewe wieder eine andere Platzierung will, dann müssen sie entweder bessere Preise bieten oder einen Werbekostenzuschuss zahlen. Und das zeigt ja, dass die Rewes und Edekas dieser Welt erkannt haben, dass sie Top of the Funnel sind und im gewissen Rahmen entscheiden können, was der Kunde kauft.
Du sagst Bedarf schlägt Loyalität. Ich würde sagen, Zugang schlägt Marke. Denn zum Schluss haben die Anbieter den Zugang. Und um jetzt auf das Quick-Commerce Modell zu gehen: Natürlich haben die Anbieter, die wir gerade genannt haben, die Möglichkeit, den Kunden zu steuern. Wenn du Hunger auf eine Banane hast oder einen Liter Milch oder Spaghetti oder Wasser brauchst , dann sind das relativ austauschbare Produkte. Bei denen ist es Dir wichtiger, sie innerhalb von 10 Minuten zu bekommen, als zu sagen “Ich will jetzt unbedingt die Barilla-Nudeln und ich möchte das Gerolsteiner Wasser”. Du sagst “Ich brauche ein Sprudelwasser und ein paar Nudeln”.
Klar werden die dort in der Lage sein, genauso wie die bestehenden Anbieter, die ich gerade genannt habe, mit einer gewissen Größe Eigenmarken einzuführen, bei denen sie höhere Marge durchsetzen. Das ist meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit für sie, höhere Margen durchzusetzen ohne teurer zu werden. Das geht eben nur, wenn man die Marken durch Eigenmarken ersetzt.
Was ich aber auch immer sage, ist, dass man nicht in der Lage sein wird, Eigenmarken zu pushen und parallel noch Werbung zu verkaufen. Das geht meines Erachtens gerade im mobilen Bereich nicht. Denn der Screen von so einem Handy ist überschaubar. Und das ist nun mal der der primäre Weg für diese Anbieter. Dann kann ich entweder oben meine Eigenmarken platzieren oder ich gehe halt hin und platziere andere Marken und lasse sie mir einen WKZ zahlen. Oder ich mache es – analog zu Amazon – auf Klick- oder Impressionsbasis.
Ganz klar, den Gorillas und Flinks dieser Welt wird eine Margenerweiterung gelingen, aber sie werden jetzt nicht beides hinbekommen, nach dem Motto “Ich verkaufe 100 Prozent Eigenmarken und parallel greife ich von den Ferreros dieser Welt noch Marketingbudget ab”. Denn die werden ja auch gucken. Solange da ihre Werbung in dem Kanal zu keinen Transaktionen führt, werden die keine Werbung bezahlen.
Die Entwicklung von Maschinensucher.de
Schahab Hosseiny: Verstehe. Das heisst, WKZ stehen so ein bisschen in einem Wettbewerb zu den Themen Monobrands und Eigenbrands. Ok, Sven, jetzt mal so ein bisschen ab von der Außenzentrierung. Wir haben ja viel über andere Companies gesprochen. Du bist ja schließlich auch CMO der Maschinensucher. Wie hat sich Euer Business in den letzten Monaten entwickelt?
Sven Schmidt: Die Leute fragen mich immer, was Corona für unser Business bedeutet. Ich sage dann, es hat zwei Effekte: Zum einen hat es natürlich die Transition von offline zu online beschleunigt, das heißt zum Beispiel Offline-Messen, Events und Print sind in unseren Bereichen irrelevanter geworden, dafür hat die Relevanz von online zugenommen. Das haben wir ganz klar an der steigenden Reichweite gemerkt . Also einfach mehr Traffic auf unseren Portalen.
Das ist sicherlich gut, weil es natürlich den vielen Anbietern die Relevanz von online als Vertriebskanal klarmacht. Auf der anderen Seite hat Corona auch zu einer sehr hohen Varianz geführt, und zwar in den einzelnen Segmenten, die wir bedienen. Ich gebe dir mal ein Beispiel: Holzverarbeitungsmaschinen.
Die haben während Corona unglaublich geboomt, weil Leute ihre Küchen neu gemacht oder sich ein Gartenhäuschen gegönnt haben, vielleicht auch ihr Dachgeschoss ausgebaut haben. So viel Heimwerkerei hat natürlich den Bedarf nach hinten raus, nach Holzverarbeitungsmaschinen, gesteigert. Und da waren auf einmal viele unserer Anbieter auf unserer Plattform ausverkauft.
Aber wenn so ein Anbieter ausverkauft ist, kauft er dir kein großes Inseratspaket ab, sondern er versucht, das Inseratspaket zu verkleinern. Um das Beispiel vielleicht ein bisschen griffiger zu machen: Wenn Du aktuell auf Immoscout gehst, und zwar nicht auf Mietobjekte, sondern auf Kaufobjekte, siehst Du in den meisten Regionen in Deutschland weniger Angebote.
„Wir haben aktuell durch das billige Geld, gekoppelt mit einer hohen Inflation, viele Leute, die ihr Geld in Immobilien anlegen wollen. Dadurch sinkt das Angebot.“
Wir haben aktuell durch das billige Geld, gekoppelt mit einer hohen Inflation, viele Leute, die ihr Geld in Immobilien anlegen bzw. ihre Bestandsimmobilie nicht verkaufen wollen. Dadurch sinkt das Angebot und dadurch hat so ein Immoscout dann teilweise nur noch die Hälfte der Inserate im Bereich Verkauf als vorher. Da hilft auch die Nachfrage nicht. Da hilft potenziell auch eine höhere Zahlungsbereitschaft von manchen Maklern nicht.
Wenn Du die Hälfte der Inserate hast, dann ist das für dich nicht gut. Und daher sage ich immer, wenn mich Leute fragen, wie Corona für uns war, dass es, was die Nachfrage angeht, super war. Aber als Marktplatz ist es immer am besten, wenn es so in der Mitte läuft. Wenn die Händler ausverkauft sind, ist es nicht gut. Also eine heiße Boomphase ist nicht so richtig gut. Aber auch wenn sich in anderen Segmenten irgendwelche Maschinen gar nicht bewegen, ist das nicht gut.
Corona war jetzt für uns als Gesellschaft nicht grauenvoll, für uns privat schrecklich. Als Firma geht es uns komparativ noch sehr, sehr gut. Und sicherlich hat Corona allen Leuten klargemacht, wie relevant digital ist. Zu unserer Gruppe gehört ja auch TruckScout24. Die haben ein relevantes Wohnwagen Geschäft. Wenn du Wohnwagenverkäufer warst oder Wohnwagenvermieter, da hat es in den letzten zwölf Monaten für dich oben rein geregnet. Aber klar, wenn Du keine Wohnwagen zum verkaufen hast, dann inserierst du auch keine Wohnwagen.
Schahab Hosseiny: Klar. Abschließende Frage dazu, weil wir sind auch schon so gut wie am Ende unserer Zeit. Habt Ihr während Corona neue Strategien und neue Business-Cases entwickelt, um diese erhöhte Nachfrage, die auf euren Plattformen nicht bedient werden konnte, gegebenenfalls anderweitig zu monetarisieren?
Sven Schmidt: Nein, das haben wir nicht getan. Um beim Wohnwagen Beispiel zu bleiben, Du kannst halt keine Wohnwagen herbeizaubern. Wenn sie ausverkauft sind, sind sie ausverkauft. Was wir gesehen haben, ist, dass die günstigeren Maschinen im B2B-Bereich, also fünf bis zehntausend Euro, vor Corona eigentlich ungern online gekauft worden sind. Es waren immer noch sehr stark Offline-Transaktionen. Wir haben für unsere Händler Kaufanfragen generiert, aber es ist dann zu einer Offline-Transaktion gekommen.
Während der Pandemie hat sich das Verhalten geändert. Klar, sicherlich auch zwangsweise. Wir waren vorher ein reines Classifieds-Modell, konnten aber die höhere Bereitschaft, direkt online zu kaufen, sofort umsetzen. Also mehr Marktplatz. Ware bis 10.000 Euro, oder Maschinen bis 10.000 Euro, können unsere Anbieter jetzt direkt auf unserer Plattform verkaufen.
Schahab Hosseiny: Treuhänderisch.
Sven Schmidt: Treuhänderisch, korrekt. Mit einem FinTech dahinter, MANGOPAY, die dann Treuhandkonten machen. Kunde bzw. Käufer zahlt, wir sagen dem Verkäufer, wenn wir das Geld bekommen. Verkäufer liefert die Ware. Käufer sagt, er hat die Ware erhalten. Wir geben das Geld frei. Damit dann einfach mehr Schnelligkeit reinkommt. Denn dieser Prozess online to offline, der führt zu einem gewissen Zeitverzug.
Und wir haben gemerkt: Die Leute wollen jetzt – gewohnt durch Amazon und Co. – direkt online kaufen und das dann am gleichen oder nächsten Tag verschickt haben. Das war sozusagen eine strategische Reaktion. Das hatten wir zwar schon immer in der Planung, aber Corona hat diesen Prozess auch für uns beschleunigt.
Der Talk endet mit einer Audience-Frage nach dem Investment von Maschinensucher in das Thema Olympia. Sven Schmidt erklärt ausführlich, warum es sich gelohnt hat, zehn Athleten zu sponsern. Er spricht darüber, wie vertrauenserweckend gerade das Olympia-Logo auf der Webseite für potentielle Kunden sei, denn diese Art Sponsoring können sich kleinere Firmen eben nicht leisten. Das zeige die Größe, die Maschinensucher mittlerweile erreicht habe. Er wiederholt noch einmal, dass sie auf der Suche nach kompetenten Mitarbeitern seien, bevor beide das Gespräch beenden.
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