Aus einer extrinsischen Notwendigkeit heraus entstanden, hat sich Storyblok seit seiner Gründung im Jahr 2017 zu einem führenden CMS entwickelt, mit denen unabhängig vom jeweiligen Entwickler Inhalte erstellt werden können. Storybloks Headless CMS verspricht leistungsstarke Ergebnisse auf jeder digitalen Plattform und stellt diese mit 100 Mitarbeiter:innen aus mehr als 28 Ländern inzwischen über 3.600 Kund:innen zur Verfügung.
Dominik Angerer, CEO und Gründer, unterhält sich im Company to Watch Talk mit Mario Rose über die Entstehungsgeschichte seiner Firma, wie diese vollständig ohne eigene Büroräume auskommt und wie sich dabei dennoch eine Firmenkultur entwickelt hat.
Video mit Dominik Angerer, CEO und Gründer, Storyblok
Aus der Not entstanden und zum vollen Erfolg geworden
Mario Rose: Ich darf ganz herzlich im Rahmen der OMKB Dominik Angerer begrüßen. Dominik ist CEO und Gründer von Storyblok. Schönen guten Morgen, Dominik.
Dominik Angerer: Hallo Mario. Ich freue mich, Dich kennenzulernen.
Mario Rose: Moin, wie geht es Dir?
Dominik Angerer: Hervorragend. In Linz haben wir nicht so schönes Wetter wie bei Euch, aber es ist trotzdem super hier.
Mario Rose: Sommerlich ist es hier auch nicht, Dominik. Zum Glück ist unser digitales Event wetterunabhängig. Dominik, Du bist Gründer und CEO von Storyblok. Wie ist Storyblok damals eigentlich entstanden und wie kam das Produkt zustande? Ich habe gehört, dass Eure Geschichte ziemlich spannend ist.
Dominik Angerer: Das hoffe ich sehr. Mein Mitgründer und CTO Alexander Feiglstorfer und ich waren natürlich sehr nah dran. 2015 haben wir in einer Agentur verschiedene Projekte für größere Firmen gemacht und dabei immer ein Content-Management-System verwendet. Und zu diesem Zeitpunkt hat unser damaliges Enterprise-Content-Management-System angekündigt, das komplette System innerhalb von sechs Monaten abzuschalten und uns gebeten, nach einer Alternative zu suchen. Das ist natürlich das perfekte Szenario: Wenn man alle Kund:innen auf einer einzigen Plattform hat, weil man einen Vertrag mit dieser Plattform abgeschlossen hat und diese Plattform den Vertrag nicht verlängern möchte. Wir mussten uns also etwas Neues suchen.
Anfangs haben wir uns angeschaut, welche Enterprise-Content-Management-Systeme es auf dem Markt gibt. Es gab schon Adobe und Sitecore, aber auch Open Source-Lösungen wie WordPress. Als Entwickler fanden wir das sehr interessant, aber unsere Kund:innen nicht unbedingt. Die waren unzufrieden, weil sie mit diesen Lösungen nicht einmal Inhalte einpflegen konnten und nicht wussten, was damit passiert. Sie hatten die Sorge, alles mehrfach kontrollieren zu müssen und von vorne anfangen zu müssen, falls etwas schiefgeht. Deshalb haben wir versucht, diese zwei Welten mit einem visuellen Editor zu verbinden. Bei uns sieht man also die Preview der eigenen Webseite oder dem eigenen Produkt und man kann trotzdem unabhängig von der Plattform Inhalte pflegen.
Damit haben wir also damals angefangen und innerhalb der Agentur die Kund:innen auf diese Prototypen umgestellt. Nach anderthalb Jahren haben wir dann festgestellt, dass wir bei jedem Projekt 60 Prozent in der Umsetzung gespart haben. Und dann haben wir uns gedacht, dass andere vielleicht auch Interesse daran haben und haben daraufhin eine Firma gegründet. Die heißt Storyblok, weil wir Storytelling mit Blöcken betreiben beziehungsweise, weil wir komponentenbasiert sind.
„Im September 2017 fand der Launch statt, einen Monat später waren wir profitabel und hatten 1.000 User. Drei Monate später waren es 3.000 und ein Jahr später 10.000, Ende 2019 waren es dann 25.000 und mittlerweile betreuen wir 100.000 Projekte in 130 Ländern.“
Mario Rose: Wow, das ist wahnsinnig beeindruckend – insbesondere die Wachstumsgeschwindigkeit, die ihr an den Tag legt. Dominik, dafür meinen größten Respekt und herzlichen Glückwunsch. Habe ich richtig verstanden, dass Ihr nach einem Monat profitabel wart?
Dominik Angerer: Ja, genau. Im Oktober 2017 waren wir bereits profitabel.
Podcast – Company to Watch mit Storyblok
Content-Management von Zuhause aus
Mario Rose: Aktuell ist Storyblok als Firma zu 100 Prozent remote. Ihr habt also kein festes Headquarter oder Office, sondern alle Mitarbeiter:innen sind remote unterwegs. Ist das eine Konsequenz, die Ihr aus der Coronapandemie gezogen habt oder wart Ihr von Anfang an vollständig remote?
Dominik Angerer: Alexander ist 2018 nach Rio de Janeiro (Brasilien) gezogen und damals waren wir noch zu zweit, dementsprechend haben wir schon zu diesem Zeitpunkt remote kommuniziert. Als wir uns schließlich dazu entschlossen haben, Mitarbeiter:innen einzustellen, wollten wir die besten Leute auf dem Markt finden. Und wenn wir uns auf Einzugsgebiete wie Linz, Österreich oder Rio de Janeiro fokussiert hätten, hätten wir die wahrscheinlich nicht gefunden. Dementsprechend haben wir uns direkt für remote entschieden und wir haben auch einige Podcasts gehört. Wen man nach besonders guten SaaS-Leuten oder SDRs (Sales Development Representative) und BDRs (Business Development Representative) sucht, findet man die zum Beispiel in Barcelona. Die sprechen viele Sprachen und es ist super, wenn man so viele verschiedene Leute erreichen kann. Dieses Mindset haben wir also übernommen und angefangen, Leute einzustellen.
Mario Rose: Aus Eurer Hiring-Strategie, die besten Talente an Euch binden zu können, ist also der Grundgedanke des Remote-Arbeitens entstanden. Wie funktioniert das bei Euch? Wie gestaltet Ihr das Onboarding neuer Leute? Ist das ein konfliktfreies Arbeiten oder gibt es intern auch kritische Stimmen, denen die Company Culture fehlt?
Dominik Angerer: Für das Onboarding existieren mittlerweile sehr viele Tools, mit Tools wie remote.com lassen sich zumindest die rechtlichen Themen wie Arbeitsverträge relativ schnell abwickeln. Im Hinblick auf Geräte ist es bei uns natürlich etwas anderes. Man kann nicht einfach zur IT-Abteilung gehen und sich einen Laptop abholen. Dafür gibt es aber Tools wie Hofy, mit denen man relativ leicht Geräte an die jeweilige Location schicken kann und wenn etwas nicht passt, wird es einfach ausgetauscht. Genauso funktioniert das mit Tischen, Stühlen und Bildschirmen – im Hinblick auf die Geräte ist unser Onboarding automatisiert.
Wir nehmen uns dennoch relativ viel Zeit für die Onboarding-Kultur. In Österreich gibt es eine recht exzessive Coffee Culture und wir haben versucht, das in die virtuelle Welt einzubringen.
„Bei uns gibt es Onboarding Coffee Chats unter den Mitarbeiter:innen und mit dem Leadership Team.“
Das wird immer vollkommen zufällig zusammengewürfelt und dafür verwenden wir eine Slack-Erweiterung namens Donut, die macht das automatisch. Zusätzlich haben wir im vergangenen Jahr einige Leute im Onboarding Team angestellt, die jetzt mit uns an Onboarding Events und teambildenden Maßnahmen arbeiten, die auch remote durchgeführt werden können. Natürlich hätten wir gerne mal alle an einem Ort, aber mit Corona ist das etwas schwierig. Wir können nicht aus 31 Ländern an einem Ort zusammenkommen, dementsprechend machen wir auch das remote. Zu einem anderen Zeitpunkt wird diese Offline-Komponente aber hinzukommen, auch wenn das grundsätzliche remote bleibt.
Mario Rose: Ihr habt eine steile Wachstumskurve, Ihr habt das Onboarding sicherlich optimiert und automatisiert und eben hast Du schon die Coffee Culture angesprochen, die wir auch in Deutschland kennen. Viele haben sich mit dem Thema Remote Work und wie man das optimieren kann auseinandergesetzt, auch mit der Ratio zwischen Remote und Office Work. Dabei sagen viele, dass die Präsenz im Unternehmen essenziell wichtig ist, um innovativ zu bleiben und eine Company Culture zu entwickeln. Deshalb machen sich viele Unternehmer:innen Sorgen darüber, dass es über ein hundertprozentiges Remote Asset schwierig werden könnte, die DNA eines Unternehmens zu etablieren und an neue Mitarbeiter:innen weiterzutragen. Wie gelingt Euch das, Dominik?
Dominik Angerer: Wir haben kürzlich eine neue About-Seite gelauncht, die von unseren Mitarbeiter:innen vorangetrieben wurde. Auch wenn wir remote sind, haben die eine eigene Storyblok-Culture. Auf Slack bilden sich ähnlich wie auf Social Media Gruppen; wir haben beispielsweise einen Anime-Channel, einen Cooking-Channel und vorletztes Jahr haben wir gemeinsam ein Kochbuch erstellt. Dieses Jahr gibt es das Storyblok Around the World, wo alle ihre Lieblingsplätze teilen, die dann in einem internen Reiseführer zusammengestellt werden. Es gibt also viele Möglichkeiten, um remote eine Kultur aufzubauen.
„Man muss von diesem Gedanken wegkommen, dass man sich immer gegenüberstehen muss.“
Tatsächlich ist es viel schwieriger, ein hybrides Modell umzusetzen, weil man dann immer eine Kerngruppe im Büro hat und ein paar Remote-Leute in der Peripherie. Dementsprechend ist es leichter, entweder vollständig remote oder vollständig im Office zu arbeiten.
Mario Rose: Dominik, vielen Dank für Deinen Einblick. Du hast uns von Deiner Story berichtet und die Kennzahlen sind in der Tat beeindruckend. Wohin geht die Reise für Euch im Jahr 2022? Was können wir von Storyblok erwarten?
Dominik Angerer: Wir möchten die Anzahl unserer Mitarbeiter:innen verdreifachen und somit eine Teamgröße von 360 Leuten erreichen. Die sollen auch nicht nur aus Europa kommen, sondern auch aus Amerika und Australien. Außerdem sind wir gerade dabei, die neue Version unserer Applikation zu launchen. Das soll ohne Migration passieren, sondern es soll einfach ein Schalter umgelegt werden, ohne die Notwendigkeit eines Updates. Ich gehe davon aus, dass Ihr uns noch auf einigen Events sehen werdet und ich freue mich auch, Euch dort zu sehen – vielleicht sogar vor Ort.
Mario Rose: Das wäre schön, gegebenenfalls sogar Anfang April bei uns in Berlin. Du bist auf jeden Fall herzlich eingeladen, Dominik. Ich danke Dir ganz herzlich für den Plausch und schicke liebe Grüße nach Linz. Ich freue mich sehr, dass Ihr ein Teil von OMKB seid und wünsche Dir noch einen wunderschönen Tag.
Dominik Angerer: Danke, Euch auch. Tschüss.
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