Ann-Katrin Schmitz ist Ende zwanzig, sympathisch und sehr erfolgreich als selbstständige Beraterin in den Bereichen Influencer Marketing, Social Media Marketing und E-Branding unterwegs. 2014 gründete sie zusammen mit Farina Opoku den erfolgreichen Beauty, Fashion & Lifestyle Blog Novalanalove. Sie ist eine der gefragtesten Influencer-Expertinnen im deutschsprachigen Raum, berät Unternehmen, betätigt sich selber als Influencerin über ihren Instagram Account „himbeersahnetorte“ und hatte auch bereits den einen oder anderen Ausflug in das klassische Fernsehen.
Video mit Ann-Katrin Schmitz
In ihrem Podcast “Baby got Business” unterhält sie sich mit den unterschiedlichsten Gesprächspartnern über Social Media, dessen Bedeutung und die geschäftlichen Aspekte dahinter.
Schahab Hosseiny, CEO von Think11, hat sich im Rahmen des OMKB-Talks mit ihr über das Thema Podcasting unterhalten.
Schahab Hosseiny: Fangen wir vielleicht direkt mit der ersten Frage an. Podcasts lösen sich ja so ein Stück weit von der mobilen Limitierung. Wir haben jetzt immer mehr Devices, die eben auch Podcasts abspielen können. Von der vielleicht eher etwas exotischen Spielkonsole über Home Devices, Alexa, Siri, Apple-Produkte oder auch Cortana von Microsoft gibt es da ja mittlerweile einiges am Markt.
Wie groß siehst Du persönlich den Markt – neben dem reinen Mobile Thema – im Bereich des Podcastings, Ann-Katrin? Wie ist Deine Meinung dazu?
Podcast mit Ann-Kathrin Schmitz
Ann-Katrin Schmitz: Ich war vor kurzem bei dem so genannten Online-Audio-Monitor der Landesmedienanstalten. Das ist eine ganz interessante Studie, die die Medienanstalten einmal im Jahr veröffentlichen. Und bei der kam raus, dass YouTube nach wie vor eine super relevante Plattform für Podcasts ist.
Das war mir persönlich überhaupt nicht so klar und sagt, glaube ich, auch viel darüber aus, dass Leute dann doch irgendwann vielleicht auch Bock haben, ein Gesicht zu sehen. Und dass das vielleicht ein Kanal ist, den man – vor allem, wenn man mit seinem Podcast wachsen möchte – 2021 vielleicht mal in den Fokus seiner Produktion stellen sollte.
Podcasts: Ein Medium zum Gruppenhören?
Schahab Hosseiny: Spannender Punkt. Ich persönlich bin sogar YouTube-Premium-Nutzer und kann das total bestätigen, was Du da gerade skizziert hast.Bei Podcasts kristallisiert sich ja so ein Stück weit heraus, dass wir mittlerweile episodenartige Verläufe haben, wie wir sie teilweise auch aus TV-Shows kennen. Beispielsweise kommen Abo-Erlöse jetzt mit hinzu. Ich finde es ganz interessant, dass Podcasts mittlerweile auch in Gruppen konsumiert werden. Wenn ich zum Beispiel zuhause sitze, höre ich sie teilweise gemeinsam mit meiner Freundin über unsere Sonos Box.
Wie stehst Du zum Thema der Monetarisierung, speziell was das Thema Abo Erlöse angeht? Kannst Du auch etwas mit meiner Hypothese anfangen, dass Podcasts aktuell durchaus eins zu eins konsumiert werden, dass das Produkt aber durchaus auch die Fähigkeit hat, eins zu N zu entertainen?
Ann-Katrin Schmitz: Ich bin, ehrlich gesagt, nicht so sicher, ob das eine Skalierungsmöglichkeit bietet, die in der Realität auch wirklich ein Faktor ist. Ich bekomme aus meiner Podcast-Community, also wirklich von den Leuten, die meinen Podcast hören, häufig das Feedback, dass sie den hören, wenn sie diese Away-from-Screen-Zeit haben.
Sie konzentrieren sich gar nicht unbedingt nur auf dieses Hörerlebnis an sich, sondern nutzen das als zusätzliche Weiterbildungsmöglichkeit. Ja gut, jetzt bietet mein Podcast eben auch den Inhalt, um das tun zu können. Aber das gilt mit Sicherheit auch für Hörbücher bzw. für unterhaltende Sachen wie irgendwelche Krimigeschichten usw. Dass Leute das wirklich für sich nutzen, wenn sie z.B. im Auto sind, auf dem Weg zur Arbeit, beim Sport und so weiter. Das hat bei mir in der Corona Zeit auch einen erheblichen Unterschied gemacht, denn meine Zahlen sind – entgegen meiner eigenen Prognose, die ich damals abgegeben hatte – ein bisschen eingebrochen.
Weil die Leute so aus ihren Routinen gerissen waren, die oftmals damit zu tun hatten, dass sie eben nicht am Handy und nicht effektiv den Screen nutzen konnten, hat das tatsächlich zu einem kurzzeitigen Einbruch geführt. Das fand ich ganz interessant. Deswegen bin ich mir nicht sicher, ob ein Podcast etwas ist, was man in Gruppen hört. Dafür sind die Geschmäcker innerhalb einer heterogenen Gruppe dann vielleicht auch zu unterschiedlich.
Schahab Hosseiny: Das heißt, Du siehst Screen-Free-Time und Screen als Begleitmedium konträr zu – beispielsweise – Spotify.
Ann-Katrin Schmitz: Ja.
Spotify: Ideal für Creator?
Schahab Hosseiny: Wie siehst Du das gesamte Thema der Distributionsstrategie? Also quasi für mich als Podcaster, aber gleichzeitig auch für denjenigen, der die Podcasts konsumiert. Wie gehst Du gedanklich mit dem Thema um?
Ann-Katrin Schmitz: Ja, ich nehme jetzt einfach mal so ein bisschen die Rolle des Creators ein, denn ich muss schon an der Stelle sagen, dass ich mich als Creator von Spotify unter allen Plattformen, von allen Distributoren, am besten abgeholt fühle. Für mich wird praktisch am meisten getan. Parallel zur OMKB läuft übrigens gerade der Spotify Summit, zu dem alle Creator eingeladen werden. Es wird dort echt versucht, Qualitätsimprovement zu betreiben.
Man hegt und pflegt den Kontakt zueinander. Es werden dann auch bei wachsenden und skalierbaren Zahlen Creator nochmal in den engeren Kreis geholt. Denen wird auf der Plattform verstärkt Reichweite gegeben. Das einzige Mal, dass ich wirklich persönlichen Kontakt zu jemandem von Apple Podcast hatte, war 2019, als mein Podcast von denen zu einem der besten Podcasts 2019 gekürt wurde. Das kam aus dem nichts. Danach habe ich auch nie wieder etwas gehört.
Es war sehr unpersönlich. Ich habe natürlich auch schon zu diversen anderen Distributoren wie AUDIO NOW, usw. Kontakt gehabt und muss sagen, dass es mir als Creator natürlich wichtig ist, eine Rundumbetreuung zu bekommen. Das habe ich aktuell bei Apple überhaupt nicht. Deswegen glaube ich schon, dass Spotify sich am Markt weiterhin durchsetzen wird. Vor allem lebt ja so eine Plattform von den Podcastern, die den Inhalt liefern und die dementsprechend auch mindestens einen persönlichen Ansprechpartner haben sollten, falls es Probleme gibt. Das ist auf jeden Fall mir aus Creator-Sicht total wichtig.
„Es war noch nie einfacher, über Influencer Marketing einen direkten Swipe-up Traffic auf seinen Podcast bekommen. Das ist die Nummer eins.“
Schahab Hosseiny: Thema ZDF: Zahlen, Daten, Fakten. Wenn wir uns jetzt vorstellen ich bin Podcaster, ich habe jetzt meinen Podcast zu Hause produziert, habe ein bisschen Hardware organisiert und das Ganze ganz lean gestaltet.
Wie kriege ich da jetzt wirklich Reach drauf? Sollte ich Audio-Ads bei Spotify schalten? Das ist mit Sicherheit ein gängiger Weg. Soll ich Display-Ads schalten? Soll ich PPC-Ads schalten? Kann ich SEO Maßnahmen durchführen? Sollte ich Mobile-Ads schalten?
Wie kann ich mit ein bisschen Fleisch an den Knochen jetzt Reach auf mein Podcast bekommen? Denn da ist ja viel Management Attention und auch Zeit eingeflossen und jetzt will ich da ganz pragmatisch Reach drauf bekommen. Wie würdest du diese Frage beantworten?
Ann-Katrin Schmitz: Also grundsätzlich muss man da ja erstmal unterscheiden, was das denn für eine Art von Podcast ist. Ist das ein Podcast, den eine Privatperson ganz neu starten möchte und die irgendwie noch wenig vernetzt ist und so weiter, die vielleicht ein Nischenthema bedient? Tja, dann kann ich nur sagen: Influencer Marketing. Ich muss es natürlich jetzt auch sagen, denn ich bin ja Influencer Marketing-Expertin.
Aber ich wundere mich bis heute immer noch, wie wenig das Vernetzen mit Influencern genutzt wird. Also wirklich ganz klassisches Influencer Marketing. Es war noch nie einfacher, darüber einen ganz direkten Swipe-up Traffic auf seinen Podcast bekommen. Das ist die Nummer eins.
„Man kann sich eigentlich keine Fehler oder schlechte Tonaufnahmen mehr erlauben.“
Das zweite wäre, Stakeholder für seinen Podcast zu gewinnen. So hab ich’s gemacht. Stakeholder, die in dem Themenkomplex, in dem ich mich auch thematisch bewege, schon ein gewisses Standing in der Branche haben. Und natürlich hoffen, dass die das ganze Thema ein bisschen weitertragen und natürlich auch für mich sprechen.
Das komplette Thema Cross-Channeling: Also auf allen möglichen Plattformen stattfinden und den Podcast bewerben. Damit meine ich, erstmal nativ bewerben. Also wenn ich über sowas spreche, dann meine ich in den meisten Fällen eine native oder redaktionelle Integration und damit ein bisschen Aufmerksamkeit von der Branche bekommen. Zum Beispiel LinkedIn zu nutzen und alle neuen Oberflächen, die es so gibt – Instagram, Facebook und vor allem natürlich auch YouTube, wie ich gerade eingangs schon gesagt habe.
Aber unterm Strich muss der Content erst mal gut sein. Es gibt 40.000 Podcasts in Deutschland, also deutschsprachige Podcast-Shows. Und um sich mittlerweile davon abzusetzen, muss man einfach auch verdammt guten Inhalt mit Mehrwert liefern. Man muss einen qualitativ hohen Anspruch haben. Man kann sich eigentlich keine Fehler oder schlechte Tonaufnahmen mehr erlauben. Das muss von der Produktionsseite her wirklich von A bis Z auf Top Level sein.
Und ich glaube, vor allem, wenn man über Branded Podcasts spricht – praktisch die andere Podcast Gattung – kann es durchaus auch sinnvoll sein, das eben nicht nativ zu bewerben. Das kann mit Sicherheit auch mal eine Insta-Story sein. Ich wollte das witzigerweise bei meinem Podcast demnächst mal ausprobieren und schauen, wie Instagram Story-Ads so funktionieren, wenn so ein direkter Call to Action in die eingebaut ist. Ob Leute das wirklich abonnieren und ob das performed. Aber auch da gilt: Content is King.
Auch bei einem Branded Podcast gilt: Wenn er langweilig, wenn er irgendwie nicht spritzig, wenn er nicht ein bisschen Outside the Box, wenn er nicht unterhaltsam oder wenigstens informativ ist, dann lieber lassen! Podcasting muss einfach einen gewissen Unterhaltungswert mit sich bringen.
Tipps für Podcaster von Ann-Katrin Schmitz
Schahab Hosseiny: Jetzt muss man ja sagen, Podcasting ist ja auch ein Long Run Business. Mit Sicherheit gibt’s da auch sehr viele Podcasts, die werden einfach mal schnell produziert und dann geht den Leuten oder dem Produzenten irgendwann die Luft aus oder es bleibt vielleicht auch nur bei dem einen Podcast.
Wie kann ich mich als Podcast Produzent irgendwo in die Pole-Position hinein katapultieren? Gibt es da gewisse Kniffe in Richtung SEO Impact, Optimierung, textueller Natur? Gibt es da irgendetwas, was Du den Produzenten und Zuhörern bei uns mit an die Hand geben kannst?
„Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, auch mal eine Pause einzulegen.“
Ann-Katrin Schmitz: Ich kann die Empfehlung aussprechen, mit verschiedenen Formaten zu experimentieren. Auch das werde ich nächstes Jahr mal mit “Baby Got Business” probieren. Dass man einfach mal innerhalb eines Podcast-Formats verschiedene Längen testet. Dass man ein Format hat, in dem ein längeres Interview geführt wird, dem die Leute um die 60 Minuten zuhören müssen versus diesem 10-Minuten-Format. Dass man eben die Leute abholt, die vielleicht ausführlicheres wissen oder einen Deep Dive zum Thema wollen.
Ich kann empfehlen, vielleicht auch mal in Seasons zu denken. Also in sich geschlossene Staffeln. Die sind ein bisschen an die veränderte Mediennutzung angelegt. Der Trend geht weg vom Film, den man sich eine Stunde lang oder anderthalb oder zwei anguckt, hin zu verschiedenen Folgen, wie bei Netflix. Damit die Leute dranbleiben, damit es spannend bleibt, damit man Spannungsbögen aufbauen kann.
Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, auch mal eine Pause einzulegen, so blöd das klingt. Also auch mal zwei Monate lang einen Break einzubauen, indem man sagt “Hey, jetzt habt ihr Zeit, um nochmal alte Folgen nachzuhören”. Auch das ist in so einem Spannungsbogen Thema. Das sollte man vielleicht auch für gewisse eigene Branding-Effekte nutzen. Also auch um jetzt wieder bei meinem Spotify Beispiel zu bleiben.
Da hat man die Möglichkeit, auch mit verschiedenen Visualisierungsmöglichkeiten zu arbeiten und die verschiedenen Podcast Cover nochmal grafisch anders aufarbeitet. Je nachdem, welche Gäste oder Themen man hat, die Leute also optisch nochmal abholt. Man kann viel mit den Shownotes machen, um die Leute auf seinem Content Piece, auf seinem Podcast zu halten. Und das sind alles Sachen, mit denen habe ich gute Erfahrungen gemacht und das werde auf jeden Fall nächstes Jahr für meinen Podcast weiter ausbauen.
Schahab Hosseiny: Okay, das war jetzt sehr viel Content. Spannend fand ich, dass Du das Thema Freshness angesprochen hast. Dass so eine Pause gegebenenfalls sogar gut sein kann für den Algorithmus, finde ich spannend. Bei YouTube ist es ja beispielsweise so, dass Du da mal regelmäßig frischen Content produzieren musst, um Dich im Algorithmus besser darzustellen.
Ich höre so ein bisschen heraus, viel, viel experimentieren und so den ganz klaren Weg gibt es noch nicht, weil dafür das Medium wahrscheinlich noch viel zu frisch ist.
Herzlichen Dank für Deine Zeit, Ann-Katrin, es war mir ein absolutes Vergnügen. Ich bin jetzt deutlich schlauer, was das Thema Podcast angeht. Hat sehr viel Spaß gemacht und sicherlich bis ganz bald.
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