Seit Jahren verwöhnt coffee perfect Liebhaber von Kaffee und Tee mit Produkten von höchster Qualität. Mit einer beeindruckenden Kundenbasis von über 25.000 im B2B- sowie B2C-Segment und einem engagierten Team von über 300 Mitarbeitern in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat sich das Unternehmen als feste Größe in der Kaffeewelt etabliert. In einem exklusiven Gespräch mit OMKB-Host Schahab Hosseiny öffnet Dr. Heiko Kroll, der CEO von coffee perfect, die Tür zu seiner beruflichen Laufbahn. Er teilt seine Erfahrungen darüber, wie man ein Kaffeeunternehmen gründet, Krisen überwindet und sich ständig neuen beruflichen Herausforderungen stellt. Erfahre mehr über die Philosophie hinter coffee perfect und die Vision, die das Unternehmen antreibt, in dieser spannenden Episode der OMKB-Talks.
Schahab Hosseiny: Herzlich willkommen, liebe OMKB Audience. Wir sind zurück nach einer kurzen Pause und heute darf ich hier auf der OMKB Couch den lieben Heiko Kroll begrüßen. Heiko, erst mal herzlich willkommen hier bei uns. Ich werde euch den Heiko einmal ganz kurz vorstellen. Dr. Heiko Kroll, du bist CEO der coffee perfect Gruppe und hast zuvor unzählige Managementpositionen innegehabt. Einer der Managementpositionen, die ich hier noch mal hervorheben möchte, ist dein CFO-Titel bei der Securitas Holding. Deine berufliche Karriere hast du bei der weltweit tätigen Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton gestartet und bist mittlerweile über 20 Jahre in diesen Managementfunktionen aktiv. Herzlich willkommen hier bei uns, ich freue mich gleich, mit dir über ganz, ganz viele verschiedene Themen sprechen zu dürfen.
Dr. Heiko Kroll: Erst mal danke, dass ich hier sein darf. coffee perfect hat eigentlich eine sehr lange Geschichte und eigentlich nicht. Wir begannen eigentlich im Jahr 2014 als Spin-off von Kaffee Partner. Das Unternehmen als Rechtsform gibt es schon länger, aber 2014 haben wir gesagt, wir nehmen einfach eine GmbH von Kaffee Partner und probieren mal aus, im B2C-Kundengeschäft tätig zu werden. Und man hat relativ schnell gemerkt, dass es ein ganz anderes Geschäft ist und auch etwas schwieriger ist. So ist im Jahr 2015 coffee perfect in der jetzigen Form entstanden. Da hat man dann gesagt, wir gehen wieder in den B2B-Bereich rein und machen ein paralleles Geschäft zu Kaffee Partner auf. Und so ist dann coffee perfect entstanden. Wenn man sich jetzt die Ergebnisse anschaut, seit 2015 bis jetzt, hatten wir durchgehend sehr, sehr starkes Wachstum. Im Oktober hatten wir 25.000 Kunden. Ich hatte vor zwei Jahren Andreas Ost gefragt, der das Unternehmen Kaffee Partner groß gemacht hatte: Wie lange habt ihr denn gebraucht für 25.000 Kunden? Da hat er gesagt, 25 Jahre. Und (durch die Börse) haben wir es in fünf oder sechs Jahren geschafft, das Wachstum ist sehr stark gewesen.
Schahab Hosseiny: Wow. Das heißt, deutliche Beschleunigung gegenüber dem Referenzbeispiel. Würdest du das zurückführen auf die Marktsituation oder generell, weil das Unternehmen natürlich einen gewissen Vorsprung gehabt hat?
Dr. Heiko Kroll: Genau. Es ist einmal Wissensvorsprung. Das Ziel von coffee perfect war ja auch recht schnell zu wachsen, bis Corona natürlich kam. Corona hat viele Firmen umgehauen, und coffee perfect hatte es auch stark getroffen. Da sage ich vielleicht gleich etwas dazu, wie wir den Wandel geschafft haben, aber erst mal war es wichtig, Marktanteile auszubauen und da wurde sehr viel Fokus draufgelegt.
Schahab Hosseiny: Corona dürfte für euch relativ heftig gewesen sein, oder? Am Ende des Tages mussten viele eurer B2B-orientierten Unternehmen, die euer Produkt beziehen, für mehrere Monate zu machen. Es war schon eine schwierige Phase.
Dr. Heiko Kroll: Genau. Wir haben auch den Direktvertrieb. Wir haben Vertriebler, die wirklich zu Kunden fahren und Maschinen vorstellen. Und das ging dann alles nicht. Wir haben Mitarbeiter in Kurzarbeit gesteckt. Das hat sich dann über längere Zeit hingezogen und das haben wir umsatzmäßig deutlich gemerkt.
Schahab Hosseiny: Okay, verstanden. Heiko, deine persönliche Motivation. Ich habe gerade schon gesagt, du kommst auch aus Unternehmen, die deutlich größer sind als coffee perfect, kann man glaube ich, so sagen. Du warst vorher als CFO aktiv, heute bist du als CEO aktiv. Was ist deine persönliche Motivation gewesen, aus dem großen Konzernkonstrukt mit Fokus auf Finance, eher in Richtung CEO eines mittelständischen Unternehmens zu wechseln?
Dr. Heiko Kroll: Ich hole mal etwas aus, wenn das okay ist. Für mich gab es immer mehrere Beweggründe in Managementpositionen. Finanzen kann ich, ich bin sehr analytisch, habe BWL studiert, habe in diesem Bereich sehr viele Jahre in der Unternehmensberatung auch aktiv gearbeitet. Aber mich haben auch immer Menschen, also Personalführung, Unternehmensführung, interessiert. Wenn man in einem Konzern arbeitet, und bei Securitas war ich im Finanzvorstand, da hatten wir 20.000 Mitarbeiter, was ja schon eine große Nummer ist, letztendlich aber führt man das Unternehmen in der Zentrale. Die hauptsächlich strategischen Entscheidungen werden ja immer im Headquarter getroffen. Und für mich war das im Jahr 2021 so, wo ich gesagt habe, ist mein Beruf im Finanzvorstand (genug)? Ich verdiene ganz gutes Geld, aber ich möchte eigentlich Unternehmer sein, ich möchte einfach mehr Entrepreneur sein. Dann habe ich eine vernünftige Vereinbarung getroffen, ich hatte einen Fünfjahresvertrag und sagte, ich möchte ihn nicht verlängern, sondern eine Übergabe machen und mir etwas Neues suchen. Ursprünglich habe ich vorgehabt, ein IT-Unternehmen zu kaufen oder mich irgendwo zu beteiligen oder mich komplett selbstständig zu machen. Ich war in vielen Gesprächen, habe unter anderem den ehemaligen Geschäftsführer von coffee perfect Marc Beimforde kennengelernt, und wir haben bestimmt über sechs, sieben Monate diskutiert und uns ausgetauscht. Und die Chemie hat gepasst. Es hat einfach gepasst. Ich dachte, okay, mit ihm kann man zusammen das Unternehmen nach vorn entwickeln, dann will ich aber auch Gesellschafter sein und nicht Angestellter, ich möchte Unternehmer und Shareholder sein. Ich habe dann die Gespräche mit den Gesellschafterfamilien geführt. Das hat auch ganz gut gepasst und so bin ich dann zu coffee perfect gekommen.
Schahab Hosseiny: Okay. Das heißt, das war für dich ein Prozess, der wohldurchdacht war, sodass du für dich selbst eine Entscheidung getroffen hast. Wenn ich das jetzt richtig interpretiere, hat dir der Gestaltungsspielraum, vor allem auch in diesem kulturellen Rahmen Entrepreneurship, gefehlt.
Dr. Heiko Kroll: Ja, das war ein Beispiel. Ich habe für mich immer andere Relationen, also Größenverhältnisse. Wir hatten im Jahr 2021 Corona. Wir haben bei coffee perfect nur 300 Mitarbeiter, am Standort Hamburg ungefähr 100 Mitarbeiter, jetzt haben wir 120–125 Mitarbeiter. Und ich habe gedacht, während Corona kannst du schlecht mit den Leuten reden oder sie in einer Gruppe kennenlernen. Also führte ich Einzelgespräche, sind ja nur Hundert. Also für mich sind es die Relationen. Ich habe einfach Einzelgespräche geführt, die Leute kennengelernt. Und das kannst du in kleinen Unternehmen und Mittelstandsunternehmen machen. Wo du einfach sagst, Ärmel hochkrempeln und nach vorn.
Schahab Hosseiny: Okay, spannend. Das höre ich zum ersten Mal so. Es muss ein zeitliches Investment gewesen sein.
Dr. Heiko Kroll: Das stimmt, aber die Mitarbeiter haben sich gefreut, weil sie endlich mal wieder aus ihrem Homeoffice ins Büro kommen konnten. Es war also eigentlich vorteilhaft. Ich habe mit allen Mitarbeitern, auch aus dem Lager, Gespräche geführt, ich wollte sie gerne kennenlernen.
Schahab Hosseiny: Ja, ich finde, das ist eine tolle Wertschätzung. Ich glaube, viele Mitarbeiter sind häufig weit weg vom CEO, und wenn man wirklich so ein proaktives Angebot bekommt, ist das ein großes Zeichen des Investments. Das finde ich sehr gut. Wenn du jetzt einmal zurückblickst, Heiko, was waren für dich die wichtigsten Meilensteine und neben den Meilensteinen die wichtigsten Erfahrungen? Wenn du die letzten Jahre ein bisschen Revue passieren lässt, wo würdest du sagen, das war eine Erfahrung, die habe ich vielleicht so gar nicht erwartet, bin aber glücklich, dass sie so eingetroffen ist?
Dr. Heiko Kroll: In den beruflichen Stationen habe ich immer Ziele. Ich habe immer meine eigene berufliche Weiterbildung in den Vordergrund gestellt. Ich bin vom Kopf her ein lebenslanger Student. Ich mag es immer, Dinge dazuzulernen, also auch Digitalisierung und Trends, und ich analysiere gerne. Das war etwas, was mich immer geprägt hat, weil ich das meistens auch mit dem Beruf verbinden konnte. Und ich habe dann beispielsweise bei Securitas eine Digitalisierungsstrategie gemacht. Securitas hatte 75 Gesellschaften allein in Deutschland, aber kein einheitliches System, also habe ich ein ERP-System eingeführt. Lasst uns die Bereiche digitalisieren, lasst uns zentrale Systeme digitalisieren. Ich habe erst angefangen, eine Strategie aufzubauen und habe die dann auch umgesetzt. Und nachdem ich meine Projekte beendet hatte, sagte ich, jetzt suche ich mir eine neue Herausforderung. Das zeigt halt, man muss die Dinge einfach anpacken, nicht nur reden, sondern wirklich analysieren und reingehen. Der Unternehmensberater beispielsweise, wo ich ja sehr viele Jahre war – das ist halt Unternehmensberatung, wo man analysiert und Konzepte erarbeitet, aber danach gehen sie meistens wieder raus. Und das Operative, das ist ja das, was schwierig ist, das kann ich halt beides, das war gut. Wenn ich auf coffee perfect eingehe, ist eine sehr bewegende Situation eingetroffen, also auch eine traurige Situation. Ich war mit Marc Beimforde Co-CEO, im April 2021 habe ich angefangen und im Dezember 2021 ist Marc bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Das war auch für mich sehr bewegend, weil ich auf einmal im Dezember 2021 mit einem Corona gebeutelten Unternehmen dastand. Also zwei heftige Jahre, die auch finanziell das Unternehmen gestreckt haben. Marc Beimforde, der das Unternehmen mitaufgebaut hatte, war auf einmal nicht mehr da. Und ich weiß noch, ich bin am nächsten Tag ins Büro gegangen, habe morgens alle Leute zusammengetrommelt und habe alle darüber informiert. Wir hatten diese Schockstarre, aber wir haben auch überlegt, was ist im Sinne, auch von Marc, das Unternehmen nach vorn zu bringen. Dann sind wir reingegangen und haben in alle Prozesse reingeschaut, wir haben organisatorisch Themen verändert. Und das hat am Ende dazu beigetragen, dass coffee perfect sehr, sehr stark ist. Aber, wenn man historisch zurückblickt, ist es schon eine Schockstarre für uns gewesen.
Schahab Hosseiny: Das glaube ich, es muss ein sehr einschneidendes Ereignis, nicht nur für dich, sondern das gesamte Unternehmen gewesen sein. Heiko, lass uns kurz über das Thema Innovation und Entwicklung sprechen. Du hattest gerade schon gesagt, dass du ein lebenslanger Student bist.
Dr. Heiko Kroll: Ja.
Schahab Hosseiny: Lass uns mal auf coffee perfect schauen und auch auf die Innovationsprozesse. Wie entstehen bei euch neue Produktideen? Kannst du uns etwas mit auf die Reise nehmen?
Dr. Heiko Kroll: Zum einen habe ich wahnsinnige Expertise im Haus. Ich habe alle 14 Tage ein Business Development Meeting. So habe ich die kreativsten Köpfe aus dem Unternehmen 3–4 Stunden mittwochs zusammen. Und wir diskutieren Trends, wir besuchen natürlich Messen. Wir haben viele Kontakte zu Lieferanten und wir sind vom Kopf her sehr innovativ, auch digital. Und damit befruchten wir uns eigentlich gegenseitig. Wir sind auch sehr viel im Ausland unterwegs und lesen viel. Manche Länder sind natürlich schon viel weiter als Deutschland. Wir haben vielleicht ein paar Regularien, die einfach etwas länger dauern, aber diese Trends mitaufzunehmen, das ist gut. Es ist ein Vorteil für uns, dass wir sehr viel Wissen im Unternehmen haben. Und wir haben in unserer DNA festgehalten, dass wir sagen, wir wollen 80 % Qualität sein, weil wir kein Produkthersteller sind, wir entwickeln Maschinen, aber wir lassen sie produzieren. Wir haben keine eigenen Produktionsstraßen für Maschinen. Aber wir wollen auch 20 % innovativ sein und das haben wir bis dato immer geschafft, auch den Markt immer mit nach vorn zu treiben. Sonst wird es auch zu langweilig, wir wollen innovativ rangehen.
Schahab Hosseiny: Auf welche Länder blickst du da ganz besonders? Ist es immer noch typischerweise Amerika, UK oder sagst du, nein, mittlerweile schauen wir auch in Richtung Asien oder auch Afrika, wo viele Innovationen entstehen? Wie geht ihr diesen Prozess an, und gehst du dann auch wirklich in die Länder, oder wie funktioniert dieser Prozess?
Dr. Heiko Kroll: Im Oktober war ich noch in China, in Shanghai und wenn man sich das anschaut – ich bin großer Amerika-Fan, also ich bin sehr viel in Amerika, aber wenn ich auch mal nach Shanghai gehe, sehe ich, wie sie technologisch schon weiter sind, auch viel weiter als Deutschland. Zum Beispiel, mit dem Transrapid kann man da schon fahren. Deutschland entwickelt und China setzt es um. Das zeigt einfach, dass andere Länder viel schneller vorangehen. Wir reisen in die einzelnen Länder, das ist auch keine Spaßreise, sondern wir haben wirklich Kontakte und machen sehr viel. Wir übernehmen dann so ein wenig das chinesische Modell, wir kopieren auch von anderen Ländern (lacht).
Schahab Hosseiny: Okay, das finde ich an dem Punkt auch erst mal valide. Aber es ist spannend, dass ihr wirklich eine DNA, einen ganz festen Prozess installiert habt, der sagt: 80 % (Qualität) und 20 % in Richtung Innovation, auch wenn wir damit heute unmittelbar kein Geld verdienen. Das ist eine Luxus-Situation, die muss man sich erst erarbeiten, aber das setzt ihr so ganz konsequent durch.
Dr. Heiko Kroll: Richtig.
Schahab Hosseiny: Stark. Jetzt habt ihr 25.000 Kunden, das heißt 25.000 verschiedene Einzelmeinungen. Wie kommt denn dieses Kundenfeedback an? Wie versucht ihr, das Kundenfeedback zu verarbeiten? Was macht ihr vielleicht noch in Richtung Customer Success Management? Wie entwickelt ihr diesen wichtigen Bestandteil eures Business? Am Ende produziert ihr natürlich keine Maschinen, aber ihr arbeitet eben für eure Kunden und für die Zufriedenheit eurer Kunden. Und eure Kunden haben wiederum auch viele, viele weitere Kunden. Das wäre auch eine interessante Kennzahl, ich weiß nicht, ob du die benennen kannst, wie viele Endkunden ihr von euren 25.000 B2B-Kunden eigentlich in Summe erreicht. Aber wie geht ihr mit dem Thema um?
Dr. Heiko Kroll: Zum einen haben wir sehr stark Fokus auf unsere Bewertungsportale gelegt. Das heißt, wir schauen uns Google Bewertungen, Kununu Bewertungen für Mitarbeiter und Trustpilot an. Das ist uns sehr wichtig. Und es ist bei uns meistens so, dass Beschwerden bei mir landen. Das heißt, ich bekomme die Beschwerden weitergeleitet, und dann möchte natürlich keiner im Unternehmen einen Anruf von Heiko bekommen.
Schahab Hosseiny: Das bezweifle ich nicht.
Dr. Heiko Kroll: Und das ist mittlerweile so in der DNA. Wir haben einen Vertrieb, und ich will jetzt nichts Falsches sagen, aber es ist manchmal einfach etwas zu verkaufen, und der Servicetechniker muss es ausbaden. Das wollte ich kombinieren. Verkauft nur das, was wir auch verkaufen können, sonst hat der Techniker hinterher die Schwierigkeit beim Kunden. Der Techniker ist beim Kunden und der sagt, der Vertrieb hat mir aber was anderes versprochen. Das haben wir geändert, das gibt es nicht mehr. Sondern die telefonieren miteinander und sagen, so kannst du das machen, und dann kann ich das auch verkaufen. Und das ist natürlich eine ganz andere Situation. Ich habe also eigentlich nicht mehr Gruppen, sondern Teams geschaffen, die dann ganzheitlich kundenorientiert denken. Wir haben auch zusammen Werte entwickelt, und ein Wert ist Kundenorientierung. Dieser Kundenorientierungswert kam von der Gruppe Servicetechniker. Ich habe die Werte mit den Mitarbeitern erarbeitet und das kam von den Kunden-Servicetechnikern, und das ist gut.
Schahab Hosseiny: Das heißt, diese verkäuferische Wahrheit, die Vertriebe an den Tag legen, die wird dahin gehend etwas gebremst. In der Form, dass man ganz bewusst sagt, okay, ihr müsst miteinander sprechen. Das heißt, ihr schaut euch die Bewertungsplattformen an, versucht dahin gehend auch zu reagieren. Beschwerden landen im Zweifel bei dir und das möchte man tatsächlich nicht unbedingt als Mitarbeiter. Nimmt ihr dann dieses Kundenfeedback auch noch mal mit in interne Runden und versucht im Rahmen eurer Produktinnovation auch darauf Rücksicht zu nehmen oder das Ganze dort zu installieren?
Dr. Heiko Kroll: Ja. Ich liebe es, Feedback zu geben und es aufzunehmen. Wir haben auch Kunden, die sind zufrieden, aber möchten mehr, und das sind eigentlich gute Kunden, mit denen man mal in den Dialog geht. Milch ist zum Beispiel ein Thema. Normale Frischmilch ist das eine, aber es gibt halt Sojamilch, Mandelmilch etc. Und sie sagen: Wir brauchen einen Kühlschrank und eine Maschine, wo wir dann drei Milchsorten bedienen können, dass man sie direkt auswählen kann. Und das stimmt, wenn der Markt und die Idee da sind, dann versucht man das natürlich zu realisieren. Wenn es nur einer ist, wird das vielleicht etwas schwieriger, aber den Trend mitzunehmen, das ist sehr wichtig. Letztendlich wollen wir als coffee perfect lange unsere Kundenbindung haben. Wir wollen nicht nur eine Maschine zur Verfügung stellen und uns dann nicht mehr sehen. Wir möchten die Kundenbeziehung. Wir sind ein Kaffeeunternehmen, wir machen auch Wasser und Snacks, aber im Mittelpunkt ist die Emotion, es ist halt Kaffee und da wollen wir eine langfristige Kundenbeziehung, das geht nur, wenn man dem Kunden auch zuhört.
Schahab Hosseiny: Das heißt einmal Customer Value und ganz klar dieses Genussprodukt Kaffee, was auch wirklich ein Genussprodukt ist, in den Vordergrund zu stellen. Jetzt haben wir ja viel über Innovation, Kundenfeedback etc. gesprochen. Wer sich jetzt mit eurer Website oder mit Pressemitteilungen beschäftigt hat, hat gesehen, dass ihr seit einigen Monaten eine sehr, sehr starke Partnerschaft mit Starbucks an den Start gebracht habt, wie man so schön sagt. Was hat es damit auf sich, und wie hat die Einführung von diesen neuen Produktlinien – oder was hat das mit euch als Organisation getan, und inwieweit ist diese Kooperation für euch sinnvoll oder trägt Früchte?
Dr. Heiko Kroll: Erst einmal bin ich super happy mit der Kooperation mit Starbucks. Letztendlich haben wir zwei coole Teams zusammengebracht. Wir sind sehr, sehr stark im Vertrieb, wir haben eine sehr starke Service-Organisation und wir sind professionell von unseren Abläufen. Und Starbucks ist weltweit bekannt für guten Kaffee. Wenn man mal überlegt, Starbucks kauft 5 % von den weltweiten Arabica-Bohnen auf, also das sind richtig viele Bohnen, das ist eine riesengroße Masse. Und diese Kombination zusammenzubringen, einmal diese Marke, die für Qualität steht, mit unserem Service, das ist natürlich super. Und wenn wir das weiterspinnen, ist das auch innovativ, denn was möchte Starbucks erreichen? Man möchte, dass die Mitarbeiter, das ist ja B2B, wieder aus dem Homeoffice zurück in die Büros kommen, und wie bekommt man die zurück? Indem man eine coole Starbucks-Zeit ausstellt, mit guten Maschinen, mit dem bekannten Starbucks-Geschmack, also mit Sirup, mit allem Drum und Dran, alles, was da so möglich ist. Das ist ja schon etwas, was man in Amerika beispielsweise ohne Probleme hat. Man geht in Hotels rein, hat einen Starbucks um die Ecke, man geht in große Büros rein und hat ihn. In Deutschland gibt es das fast gar nicht. Und da sind wir schon sehr gut unterwegs. Wir haben auch schon sehr viele Anfragen generiert und auch Mitarbeiter wieder zurück ins Büro geholt, durch Starbucks halt, bei uns steht auch einer.
Schahab Hosseiny: Das heißt, der Ansatz hier ist ganz klar, auch Mehrwerte zu schaffen, auch in Richtung Wertschätzung für die Mitarbeiter und da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass da natürlich ein Starbucks-Corner im Unternehmen absoluten Mehrwert für den Mitarbeiter schafft.
Dr. Heiko Kroll: Genau. Mir hatte eine Person gesagt, Starbucks hat jetzt auch nicht den besten Ruf, es ist ja auch immer eine Ruf-Sache, aber geh doch mal zu einem Starbucks und schau dir an, wie viele Menschen da anstehen und sich einen Kaffee holen. Es sind immer wieder junge Menschen. Das sind eigentlich die potenziellen Arbeitnehmer, die man haben möchte. Man möchte doch Generationen reinholen, das heißt, das ist aus meiner Sicht der Trend und der ist auch gut. Und wie gesagt, die Qualität von den Starbucks-Bohnen ist ja auch da. Sonst würden so viele Menschen nicht so viel Geld für eine Tasse Kaffee ausgeben.
Schahab Hosseiny: Absolut. Ich finde auch diesen Namen Starbucks, du hast ja dargestellt, wie wahnsinnig groß Starbucks ist, auch wenn man sich die Umsatzzahlen anschaut, es gibt wenige Unternehmen in diesem Segment, die solche Umsätze produzieren. Wenn man sie mit MacDonalds vergleichen möchte, liegen sie davor, aber danach folgt Starbucks. So ein Name strahlt dann auch auf coffee perfect ab. Das erwartet man glaube ich, im ersten Moment nicht, ist dann aber sehr erstaunt darüber. Und ich glaube, da ist euch, zumindest von meinem Blickwinkel heraus, was ganz Tolles gelungen.
Dr. Heiko Kroll: Absolut. MacDonalds hat im Übrigen diese Apfeltüten – 10 % der Apfel in Amerika werden durch MacDonalds produziert. (lacht)
Schahab Hosseiny: Vom Referenzbeispiel her, durchaus zu vergleichen. Vielleicht abschließend noch zu diesem Thema. Was sind denn für dich die Zukunftstrends in der Industrie? Du hast gerade darüber gesprochen, du warst in Shanghai und China, ihr habt immer 20 % Innovationsmanagement bei euch, wenn du nach vorn blickst, was sind die Zukunftstrends ganz konkret für eure Branche, für eure Industrie?
Dr. Heiko Kroll: Zum einen sieht man eine sehr starke Trendentwicklung in Richtung Smart Fridge. Das sind Snackautomaten, große Kühlschränke, wo man sich ein Getränk, Apfel oder Joghurt nimmt und über ein Kamerasystem bezahlt. Über das Gewicht wird dann ausgerechnet, was herausgenommen worden ist und die Zahlungsabwicklung wird gleichzeitig auch belastet. Dann, Zahlungsabwicklungen ähnlich wie beispielsweise Alipay, sodass man mit dem Gesichtsausdruck und dem Lächeln bezahlt. Man muss einfach in die Kamera sehen und lächeln und dann ist bezahlt. Solche Trends sehen wir natürlich auch. In Europa und insbesondere in Deutschland haben wir Datenschutzregeln, die immer wieder aufpoppen, aber auch da geht es natürlich darum, dass man in diesem Bereich sehr viel machen kann. Und wir sind natürlich im Bereich Telemetrie sehr stark, da kann man einiges machen. Wir haben viele Bauernhöfe, die mit ihren Snackautomaten sofort sehen: Wie ist die Kühlkette, wie ist der Bestand, muss ich wieder auffüllen? Das kann man alles über Telemetrie sauber herausfinden und auch tracken.
Schahab Hosseiny: Okay. Das heißt, du siehst die Trends in Richtung Prozessautomatisierung und Digitalisierung. Da eignet sich China ja durchaus. Bleiben wir beim Thema Digitalisierung und Prozessautomatisierung, künstliche Intelligenz. Wo, glaubst du, ist die Rolle der Digitalisierung, vor allem im Betriebs- und Geschäftsprozess gegeben oder wo siehst du hier noch Optimierungspotenzial, vielleicht nicht nur bei euch, sondern wenn du einfach mal so branchenweit blickst?
Dr. Heiko Kroll: Also ich fange mal bei uns an. Wir führen gerade ein ERP-System ein, das ist eine Central von Microsoft, und wir haben uns Zeit genommen und wollen das bis Ende 2025 abgeschlossen haben. Warum? Weil wir gleichzeitig wieder unsere Prozesse überprüfen. Ich mag es, immer wieder zu überprüfen. Ich habe es auch Mitarbeitern gesagt, ich verändere so lange, bis es gut läuft. Man muss halt immer wieder anfangen und das ist im Rahmen der Digitalisierung natürlich möglich. Wir haben beispielsweise einen Außendienst und wenn ich im Rahmen eines ERP-System-Tools ein Optimierungsprogramm noch gleichzeitig mit zur Verfügung stelle, ist das wieder etwas, was hilft. Dann spart man Kosten, Arbeitszeit und CO₂-Ausstoß. Und das ist etwas, was wichtig ist, dass man auch digital mit der Zeit geht und Dinge optimiert. Im Bereich der Branche, wenn wir etwas weiter schauen, werden wir viel mit ESG, was ja kommen wird, verändern müssen. Wir werden viel reporten, das heißt, wir müssen auch an die Nachhaltigkeit denken, an CO₂-Ausstoß. Ich glaube, da hat man eine Menge Dinge, die man machen kann, vielleicht auch digitale Beratung. Das sind auch Themen, die ich mir angeschaut habe, auch digitale Vertriebsstrategien. Aber auch da muss man realistisch sein, weil wir Kunden haben, die vielleicht noch nicht so digital sein möchten. Wir haben auch Mitarbeiter, die ein gewisses Alter oder eine gewisse Einstellung haben, Digitalisierung hat ja per se nichts mit dem Alter zu tun, sondern mit der Einstellung, das muss ich mir jetzt nicht auch noch antun. Das muss man auch berücksichtigen, weil es keine Wertschätzung ist, wenn man dann sagt, dann bleibst du auf der Strecke. Ich glaube, da werden wir in Deutschland, auch durch den demografischen Wandel, noch digitaler werden, was für mich ein guter Trend ist.
Schahab Hosseiny: Das heißt, du sagst ganz klar, die Change-Bereitschaft deiner eigenen Mitarbeiter muss hoch ausgeprägt sein. Und Digitalisierung hat erst mal nicht viel mit dem Alter zu tun. Okay, das heißt, da siehst du durchaus noch einiges an Potenzial. Sprechen wir über KI. Jetzt wurde KI ja wirklich die letzten Jahre durch jedes Unternehmen getrieben, zumindest der Begriff. Ob jedes Unternehmen KI jetzt auch einsetzt, liegt auf einem anderen Blatt Papier. Wo siehst du da die Möglichkeiten und Grenzen ganz konkret vor euch?
Dr. Heiko Kroll: Also mit KI beschäftige ich mich ja schon einige Jahre, alleine deswegen, weil ich bei all meinen vorherigen Unternehmen die Digitalisierung im Konzern zusammengebracht habe. Meine erste Antwort ist immer, bevor ich über künstliche Intelligenz rede, möchte ich erst mal die menschliche Intelligenz ausnutzen. Wir haben ganz viele Dinge, die blödsinnig sind. Und da muss man einfach auch mutig genug sein, Dinge anzupacken und zu verändern, zu optimieren und Mitarbeiter mitzunehmen, und künstliche Intelligenz muss man halt sinnvoll einsetzen. Bei coffee perfect nutzen wir künstliche Intelligenz schon im Bereich unseres Chief Information Office, im Bereich Marketing, und auch ich benutze ChatGPT, beispielsweise. Aber man muss auch wissen, was man damit macht. Ich kann nicht sagen, ich gehe jetzt komplett in die künstliche Intelligenz, weil ich dabei zu viele Menschen verliere. Das ist ein Trend, der mehrere Jahre dauert. Ich glaube sowieso, dass wir in Deutschland in diesem Bereich gegenüber anderen EU-Ländern hinterherhinken. Wenn wir von der Regierung aus anfangen, mehr in die Digitalisierung zu gehen, dann wird sich das nachziehen. Und in Unternehmen muss man aufpassen, man muss die Mitarbeiter mitnehmen. Das ist bei uns sehr wichtig in unserer Unternehmenskultur, ich will die Mitarbeiter alle mitnehmen. Ich binde Leute ein und mache viele Workshops. Deswegen müssen wir sagen, da wollen wir hin, aber wir brauchen vielleicht zwei Jahre mehr, zum Beispiel für die Einführung in Business Central. Wir können es auch in einem Jahr machen, aber wir machen es in zwei Jahren, weil wir Kommunikationskonzepte haben und die Leute mitnehmen müssen. Und dann bindet man nach und nach eben künstliche Intelligenz ein.
Schahab Hosseiny: Heiko, jetzt hast du ja ganz viele Themen angesprochen. Was sind bei euch da die Speerspitzen? Sind das Menschen, die ein sehr prozessorientiertes Denken mitbringen, die vielleicht auch ein bisschen Software-Hintergrund mitbringen? Manchmal ist es so, wenn du als Softwareentwickler oder jemand, der Software versteht, auf Prozesse blickst, du automatisch auch siehst, da lassen sich Prozesse automatisieren, programmatisieren. Oder ist das ein Thema, bei dem du sagst: „Ich will eigentlich dieses Know-how, auf Prozesse zu blicken, um zu sehen, wo kann ich welche Optimierung durchführen, die sich dann ja auch auf das Betriebsergebnis, auf das Wachstum und Co. durchschlagen, diese DNA will ich eigentlich bei jedem einzelnen Mitarbeiter sehen.“ Oder sagst du: „Wir haben schon die Speerspitze, die sich in regelmäßigen Abständen die Prozesse anschaut?“ Das ist die eine Frage. Die andere Frage ist, ob du durch diesen Nachteil im Bereich KI in Deutschland, wie du es gerade dargestellt hast, auch einen geopolitischen Nachteil siehst? Dass wir auch geopolitisch vielleicht in den nächsten Jahren viel stärker zu spüren bekommen, dass wir gerade bei diesem Thema nicht so agil sind, wie es andere Länder sind.
Dr. Heiko Kroll: Das war eine lange Frage. Ich fange mal bei der ersten Frage an, im Bereich der Innovationsspitze. Für mich ist der Deckmantel Qualität, weil ich ja gesagt habe, 80 % ist Qualität. Qualität heißt nicht, einmal läuft der Prozess sauber und dann lasse ich den stehen, sondern da geht es natürlich auch darum, wie können wir die Qualität verbessern oder wie können wir auch Technologien nutzen? Wir hatten früher eine zentrale Qualitätsabteilung, wir haben den Qualitätsgedanken in die Manager reingebracht. Das heißt, bei uns ist jeder Manager für seinen Qualitätsbereich verantwortlich. Wir haben keinen Auditor, der herumläuft und überall überprüft, sondern wir haben das. Und dabei gilt natürlich gleichzeitig zu sagen, ich bin innovativ und versuche auch beispielsweise künstliche Intelligenz in meinen Bereich reinzubringen. Die Ideen werden gesammelt und werden dann im Business Development Meeting besprochen und diskutiert und auch weiterverfolgt oder es werden Freigaben für Budgets gegeben. Das ist das eine, dass ich halt dieses Mindset im Unternehmen haben möchte. Als ich als junger Mensch in der Unternehmensberatung war, war es eigentlich mein Thema. Ich habe immer gesagt, ich mache meinen Job gut, ich mache meinen Job State of the Art, bevor irgendwann mal ein junger Berater kommt und mir meinen eigenen Job erklärt. Und das ist so in meiner DNA. Ich versuche immer selbst die Dinge zu optimieren und das versuche ich bei uns im Unternehmen den Managern zu vermitteln, natürlich auf einem vernünftigen Niveau, nicht dass sie zu viel Druck verspüren, aber dass sie das selbst regeln. Und das andere ist das geopolitische. Das ist leider zu beobachten, dass viele Unternehmensentscheidungen getroffen werden, dass man im Ausland produziert, dass man im Ausland andere Mitarbeiter generieren kann, die vielleicht innovativer sind als in Deutschland. Ich beobachte das auch selbst für mich, für coffee perfect – bleiben wir so, wie wir sind? Wir haben ein Unternehmen in Dänemark, in Österreich und in Deutschland. Wir arbeiten eng mit unseren Lieferanten, mit Kooperationspartnern zusammen. Ich kann das beobachten, aber mich selbst tangiert das im Moment nicht. Und wie gesagt, die Leute, die wir reinholen, ist vielleicht auch ein Trend, da müssen wir selbst investieren. Es kommen nicht mehr diese gut ausgebildeten Menschen in die Unternehmen rein, sondern wir müssen auch selbst als Unternehmen etwas für die Mitarbeit machen.
Schahab Hosseiny: Verstehe. Lass uns noch mal kurz beim Thema Digitalisierung bleiben. Was für Auswirkungen, glaubst du, hat die Digitalisierung auf den Kaffeekonsum? Klingt vielleicht erst mal ganz abstrakt, aber hat die Digitalisierung Auswirkung auf den Kaffeekonsum?
Dr. Heiko Kroll: Ob es Auswirkung hat – also auf jeden Fall können wir mit der Digitalisierung den Kaffeekonsum besser tracken. Ich kann dir retroaktiv direkt sagen, wann Corona in Deutschland eingezogen ist, das konnte man am Kaffeekonsum feststellen. Das ging nämlich in den Büros deutlich runter und dann ging es langsam wieder hoch.
Schahab Hosseiny: Aber im privaten Bereich dürfte es gestiegen sein.
Dr. Heiko Kroll: Genau. Im privaten Bereich ist es gestiegen, deswegen haben auch Unternehmen, die in Supermärkten ihren Kaffee verkauft haben, davon profitiert. Da ist es umgekehrt gewesen. So kann man natürlich jetzt sehen, dass langsam wieder die Mitarbeiter in die Geschäfte zurückgehen. Digitalisierung ist für mich der allgemeine technische Fortschritt, also wenn man überlegt, dass wir Kaffeemaschinen haben, die auf einem sehr hohen professionellen Niveau sind, die sich selbst reinigen, wo man jetzt sagt, ist mir egal. Früher musste man die Milch und alles eine halbe Stunde lang säubern. Jetzt drückt man auf einen Knopf und es macht’s von allein. Das ist schon etwas, wo man mehr Convenient (Komfort) hat, wo man einfach sagt, okay, das ist cool. Ich habe eine Maschine, ich drücke darauf, jetzt möchte ich vielleicht noch eine Mandelmilch haben, dann drücke ich darauf und die reinigt sich automatisch. Ich glaube, dieser Trend wird noch mehr einziehen.
Schahab Hosseiny: Ich habe gestern im Rahmen der Recherche einen ganz interessanten Bericht aus Indien gelesen. Die sich mit den Fragestellungen beschäftigen, inwieweit eine Applikation vielleicht auch Koffeinspitzen auf mich persönlich auswerten kann, um mir dann eine Notification zu senden, es wäre jetzt wieder Zeit, einen Kaffee zu trinken. Das ist dann aber eher der leistungsorientierte Aspekt, weil viele Kaffee tatsächlich als Genussmittel konsumieren. Fand ich aber ganz interessant. Dass die Gedanken da abgehend auch so fungieren – inwieweit eine Applikation, vielleicht auf dem Smartphone, mir in regelmäßigen Abständen eine Nachricht senden kann, wann es Zeit ist, um Kaffee zu konsumieren. Ob es eine interessante Idee ist, das wirst du besser bewerten können als ich, ich bin da eher ein Außenstehender. Aber ich halte es für interessant, dass dahin gehend auch Gedanken angestellt werden.
Dr. Heiko Kroll: Aber es gibt auch Trends und Studien, dass man zum Beispiel über eine App sagen kann, ich habe jetzt Durst auf Kaffee und beispielsweise Kaffee auswählt und dann irgendwo, ob das ein Friseur ist oder jemand anders, man kann dann dort reingehen und einen Kaffee ziehen. Was wir auch konkret besprochen haben, auch in unserem Business Development, ist halt diese Personifizierung. Wenn man als Mitarbeiter ins Unternehmen reingeht und entweder über eine Gesichtserkennung oder in dem man seinen eigenen Namen sagt, auf seinen eigenen Wunsch-Kaffee draufdrücken kann, dass die Kaffeemaschine individueller auf den Einzelnen eingeht.
Schahab Hosseiny: Das klingt spannend. Ich glaube, da wird in den nächsten Jahren definitiv noch einiges folgen. Heiko, du hast im Bereich Philosophie promoviert, ist das korrekt?
Dr. Heiko Kroll: Genau. Das nennt sich Betriebspädagogik, das ist richtig. Ich habe BWL studiert und dann im Bereich Psychologie und Betriebspädagogik promoviert.
Schahab Hosseiny: Ich finde, das ist eine ganz interessante Mischung. Von daher freue ich mich auf den nächsten Themenkomplex, Unternehmensphilosophie oder Unternehmenswerte. Als du zu dem Unternehmen gestoßen bist, hast du dort gewisse Prozesse auch im Segment Unternehmenskultur, Philosophie angestoßen? Und wie hast du das getan?
Dr. Heiko Kroll: Ja, ich bin da schon recht provokativ unterwegs und habe in der ersten Vertriebsschulung, da war Marc noch bei mir, da habe ich die Frage gestellt: „Könnt ihr mir bitte mal die Werte sagen?“ Also einfach den Vertrieblern gesagt, sagt mir doch mal die Werte des Unternehmens. Von allen Vertrieblern wusste es einer. Da habe ich dem Marc gesagt, wir machen etwas falsch, wenn die Mitarbeiter die Werte des Unternehmens nicht kennen und lange drüber nachdenken, dann haben wir nicht die richtigen Werte. Relativ einfaches Beispiel. Dann gab es die Hintergründe, wir müssen uns vorher mal die Webseite ansehen, bevor Heiko wiederkommt und irgendwelche Fragen stellt. Auch das ist falsch. Es ist nicht, dass ich das möchte. Die Werte müsst ihr leben können, ohne groß darüber nachzudenken. Und wir haben dann angefangen, auch mit Marc, uns zu duzen. Lass uns doch einfach eine Du-Kultur einführen. Es gibt immer noch einige Mitarbeiter, die damit Schwierigkeiten haben und sagen, das ist aber eine Respektsperson, aber einfach permanent duzen, duzen, duzen, dann geht das auch. Wir haben auch viel in Workshops erarbeitet. Wir haben sehr viele Sessions gemacht. Wir haben gesagt, wir können alles ändern, es liegt an uns, wir können alles ändern. Lasst uns transparent über alle Dinge reden. Dinge, die wir falsch gemacht haben, müssen wir auch machen. Wir haben auch einen Betriebsrat, das heißt, wir haben auch den Betriebsrat eingebunden. Ich hatte gesagt, eigentlich brauche ich keinen Betriebsrat. Das ist natürlich eine schöne, provokative Sache. (lacht)
Schahab Hosseiny: Das sagen wahrscheinlich die meisten CEOs, oder?
Dr. Heiko Kroll: Wenn ich gute Führungskräfte habe, die sich wirklich um die Mitarbeiter kümmern, bräuchte ich keinen Betriebsrat. Ja, stimmt. Jetzt haben wir aber einen Betriebsrat, wir arbeiten nicht gegeneinander, weil der Betriebsrat gut ist und uns ja auch hilft. Der hackt genau nach. Und das haben wir sehr intensiv gemacht, aber es gibt auch Entscheidungen, die ich treffe und ich erkläre dann auch warum, nämlich betriebswirtschaftlich in den meisten Fällen, und die müssen dann auch so umgesetzt werden, weil ich so die Arbeitsplätze sichere.
Schahab Hosseiny: Absolut. Heiko, es gibt so ein schönes Zitat. Wer Leistung will, muss Sinn stiften. Und ich finde das, was du gerade vorgetragen hast, dass die Vertriebler nicht in der Lage waren, die Werte zusammenzutragen – Warum gehe ich morgens zur Arbeit? Was ist für mich die innere Motivation? Was bringt mich mit Lust zur Arbeit? Was ist es bei euch?
Dr. Heiko Kroll: Wir haben bei uns eine Vision erarbeitet, eine Mission, um Unternehmenswerte. Und die Vision ist, dass wir uns darüber freuen, dass wir unseren Kunden täglich das Leben mit unseren Snacks-, Kaffee- und Wasser-Lösungen erleichtern.
Schahab Hosseiny: Dass meine Lebensqualität als Kunde steigt.
Dr. Heiko Kroll: Genau, die Lebensqualität. Der Techniker merkt es eigentlich, weil er zum Kunden fährt. Der freut sich schon, jetzt kommt der Techniker und installiert die Wassermaschine oder die Kaffeemaschine. Der Techniker sieht dann auch, der Kunde trinkt was und freut sich. Der Vertriebler denkt hoffentlich auch nicht nur an seine Provision, sondern der möchte den Kunden auch happy machen. Und auch im Innendienst, wenn ich manchmal herumgehe und ich merke, wie die Mitarbeiter mit unseren Kunden telefonieren, wie viel Begeisterung da ist, das ist schön. Und diese Vision, dass wir wirklich sagen, in Summe sind wir für den Kunden da, dann können wir uns auch als Unternehmen weiterentwickeln. Das ist etwas, was sinnstiftend ist.
Schahab Hosseiny: Ja, ich finde das auch sehr positiv. Es weckt ja auch positive Energie, wenn ich das Gefühl habe, dass ich durch mein tagtägliches Tun morgens vielleicht schon vielen Menschen ein Lächeln auf die Lippen zaubern darf. Ist das Thema Vision, Mission, zumindest laut meines Blicks in Deutschland, etwas unterrepräsentiert? Glaubst du, dass viele Unternehmen da ihr Potenzial auch verspielen, weil natürlich motivierte Mitarbeiter und ein motiviertes Teammitglied, um ein Vielfaches stärker zur Gesamtperformance beitragen kann, gegenüber einem Mitarbeiter, der vielleicht den Sinn und Zweck seiner Arbeit eher darum betrachtet, am Monatsende idealerweise eine hohe Zahl auf dem Gehaltszettel zu haben?
Dr. Heiko Kroll: Ja. Du hattest nach Unternehmensphilosophie gefragt. Das ist etwas für mich, wenn man im Bereich Philosophie promoviert, wo man automatisch nach dem Sinn des Lebens fragt. Simon Sinek hatte das Zitat mit: Frag erst nach dem „Why“, also nach dem Warum. Das finde ich eigentlich gut, dieser Purpose. Dass man sagt, warum macht man etwas? Und das sollte eigentlich die Vision sein. Die Vision ist, warum gehe ich zur Arbeit? Und die Mission ist eigentlich, was man macht. Also verkaufe ich Brötchen, dann bin ich beim Bäcker und verkaufe ich Kaffeemaschinen und Kaffee, dann bin ich bei uns. Wie man es macht, das sind eigentlich die Werte. Wir haben drei Unternehmenswerte und ich möchte, dass die Mitarbeiter die sofort kennen, weil das unser „wie“ wir das machen ist. Wir haben Qualität, wir haben Teamgeist und wir haben Kundenfokussierung. Diese drei Werte sind in allen Bereichen vertreten und die haben wir erarbeitet. Und viele Unternehmen, sowie du es gesagt hast, die sehen das vielleicht nicht, aber ich halte es für vernünftig zu sagen, wir haben eine Vision, wir haben eine Mission, wir haben Werte. Und die so einfach wie möglich zu halten.
Schahab Hosseiny: Wie konsequent seid ihr denn, wenn ihr erlebt, dass ein Mitarbeiter wiederholt nicht mit diesen Werten konform ist oder gegen die Werte verstößt? Gibt es von euch aus ein Monitoring oder sagt ihr, okay, unsere Aufgabe ist erst mal diese drei Werte, die Vision, Mission allen Mitarbeitern auch zu transportieren, sie müssen es ja nicht nur verstehen, sondern auch leben. Aber vielleicht gibt es ja auch durchaus mal den Case, wo vereinzelte Mitarbeiter sich nicht an diesem Wertekatalog halten?
Dr. Heiko Kroll: Deshalb habe ich die Werte etabliert, weil das für mich ein Führungsinstrument ist, weil ich diese Werte vorlebe. Ich bin sehr teamorientiert, habe einen hohen Qualitätsanspruch und bin sehr kundenorientiert. Das habe ich aus meinem vorherigen Unternehmen. Amerikanische Unternehmen sind da ganz klar, die haben eine Zero Tolerance Policy, und da muss man es auch machen, da muss man konsequent sein. Ich stehe hinter diesen Werten. Also wenn einer gegen die Werte verstößt, dann führt er sowieso ein Gespräch mit mir, und wenn er sich vertan hat, dann kriegt er jede Chance, aber wenn einer in seiner DNA einfach nicht kundenorientiert ist – wir haben beispielsweise Mitarbeiter, die haben nicht sauber verkauft – die Mitarbeiter gibt es nicht mehr im Unternehmen. Die haben eine Chance bekommen, aber Mitarbeiter, die meinen, auf eine schnelle Provision auszugehen, die gehören nicht zu uns. Wir haben Mitarbeiter, so Nörgler, Verschwörungstheoretiker, Betrüger, die möchte ich nicht im Unternehmen haben. Das passt einfach nicht zu uns, sonst kann ich ja die Kultur nicht leben.
Schahab Hosseiny: Klare Linie, das kann ich verstehen. Finde ich definitiv sehr sympathisch. Was siehst du denn heute 2024, ich glaube dieses Jahr wieder weltweit ein sehr aufregendes Jahr, was für Herausforderungen und Chancen siehst du denn für Unternehmer in der heutigen Zeit? Oder anders ausgedrückt, wenn du die Zeit Revue passieren lassen würdest, würdest du noch mal zu diesem Zeitpunkt, der ja auch durch Corona und Co. sehr schwer gewählt war, würdest du noch mal als Entrepreneur durchstarten oder sagst du sogar, wenn du mir die Frage heute stellst Schahab, ich hätte es eigentlich viel früher machen müssen und sollen, mit dem Wissen, das ich heute habe?
Dr. Heiko Kroll: Mein großer Vorteil ist, dass ich mich mit Zahlen ganz gut auskenne. Ich nehme mal das Beispiel FC Bayern München. FC Bayern München ist finanziell stark, das heißt, der kann eigentlich nie absteigen in die Zweite Liga oder so was. Und mein Credo ist es zu sagen, lass uns das Unternehmen finanzstark steuern. Und wenn man überlegt, dass wir beispielsweise jetzt im Jahr 2023, im Vergleich zu 2021, den Umsatz um 40 % gesteigert haben, heißt, dass wir innerhalb von zwei Jahren unseren Umsatz um 40 % gesteigert und sind seit 2021 das erste Mal profitabel. Wir waren vorher ein Start-up, haben immer investiert, und ab 2022 sind wir profitabler und 2023 sind wir profitabel. Ich halte es für richtig zu sagen, da muss man die Entscheidung treffen. Was möchte man? Wollen wir noch wachsen? Ja, aber wir wollen gesund wachsen. Wir lehnen auch manche Kunden und Bewerber ab. Servicetechniker sind sehr schwer (zu bekommen), wir lehnen Servicetechniker ab, weil sie nicht bei uns reinpassen. Das ist harte Arbeit, aber ich würde das heute wieder machen. Klar, man lernt immer dazu und denkt, das hättest du dir auch schenken können. Ich glaube aber, wir haben in Deutschland mehr Herausforderungen als Chancen, trotzdem würde ich sagen, die wenigen Chancen, die wir haben, die müssen wir halt greifen. Und in unserem Bereich, ich rede auch nicht schlecht über Wettbewerber, auch unser Nachbar ist halt unser Nachbar. Ich glaube, wir arbeiten ganz gut und die arbeiten ganz gut und das ist auch in Ordnung. Ich glaube, der Kuchen ist groß genug, wenn man sich fair verhält, dann können sich auch alle Unternehmen in Deutschland entwickeln.
Schahab Hosseiny: Du hast das Thema Kennzahlen gerade angesprochen. Ich glaube, all diejenigen, die vielleicht jetzt separat ein bisschen in die Handelsregister und Co. schauen, sehen auch, dass ihr einen ordentlichen Jump in Richtung der Profitabilität hingelegt habt. Das war mit Sicherheit auch nicht ganz einfach, so was geht leider mit etwas Pain einher, muss man ganz klar sagen. Aber das finde ich schon sehr erstaunlich, weil der Jump so groß war. All diejenigen, die sich dafür interessieren, sollten sich das mal anschauen. Das ist, finde ich, schon sehr signifikant, zumindest visuell sehr herausstechend. Mitarbeiter. Wir haben gerade schon ganz, ganz viel über Mitarbeiter gesprochen. Ihr seid ein top Arbeitgeber und ihr habt auch den B2B-Award in Kundenzufriedenheit erhalten. Kundenzufriedenheit hast du teilweise auch schon dargestellt. Ihr legt viel Wert auf Kundenfeedback und Customer Success Management. Top-Arbeitgeber, was macht ihr dafür konkret?
Dr. Heiko Kroll: Diese Auszeichnungen, die wir bekommen, sind aus meiner Sicht die Konsequenz und die Belohnung der Unternehmenskultur. Wenn du zu den Mitarbeitern gehst, sind sie happy, dann sind sie natürlich auch beim Kunden zufrieden und die Kunden merken das. Und so haben wir auch den ersten Platz in der Kundenzufriedenheit bekommen, auch bei Kununu. Klar, Mitarbeiter, die aus dem Unternehmen ausscheiden, die zum Beispiel nicht so verkauft haben, wie ich es mir wünsche, dir schreiben nicht die beste Bewertung, aber das muss man auch relativieren. Aber wir machen sehr, sehr viel und das bricht dann nach außen. Die Auszeichnungen bekommst du, indem du erst leistest, dann kommen erst die Erfolge. Manche meinen, man setzt sich hin und versucht Auszeichnungen zu bekommen, die bekommst du aber nur durch harte Arbeit.
Schahab Hosseiny: Absolut. Ich glaube, das hat der eine oder andere von uns schon erleben dürfen, dass natürlich Mitarbeiter, die sich vielleicht nicht ganz im Positiven vom Unternehmen trennen, auch im Nachgang nicht so ganz positiv darüber berichten. Aber ich glaube, das muss man als Unternehmer auch aushalten und entsprechend auch darauf reagieren, wenn man darauf reagieren möchte.
Dr. Heiko Kroll: Vielleicht dazu noch eine Sache, das habe ich noch aus der Unternehmensberatung. Wir versuchen uns von Mitarbeitern immer sehr sauber, vernünftig und fair zu trennen, weil man sich bekannterweise zweimal im Leben sieht. Bei Unternehmensberatern ist das vom Kopf her, es kann ja sein, dass dieser Mitarbeiter irgendwann mal in einer Managementposition bei deinem zukünftigen Kunden sitzt, und das ist auch ein bisschen in meinem Kopf drin. Da versuchen wir vernünftig einen Cut zu machen und das hat bis dato auch sehr gut geklappt.
Schahab Hosseiny: Absolut. Eine eurer Unternehmensberatungen soll ja sogar eine Mitarbeiterfluktuation haben, auch mit dieser Hypothese, dass vielleicht dadurch neue Kunden entstehen. Ich glaube, so weit muss man tatsächlich nicht gehen, aber das ist vielleicht noch mal ein sehr amerikanischer Blick auf das Thema. Euer Markenlogo hat sich etwas verändert, was sind da die Hintergründe?
Dr. Heiko Kroll: coffee perfect macht zum einen Snack und Wasser. Das heißt, wir sind nicht repräsentativ in diesem Bereich mit dem Namen coffee perfect. Und was habe ich gemacht? Ich habe einen Wettbewerb gemacht. Ich habe zu den Mitarbeitern gesagt, lasst uns überlegen, wie wir uns nennen wollen. Zuerst kam von den Mitarbeitern: „Oh, schon wieder? Vorher hieß es noch CP Group, jetzt heißen wir coffee perfect, danach heißen wir XY.“ Und dann kamen ganz viele, die sagten: „Warum, coffee perfect ist doch ein cooler Name. Wir sind doch bekannt im Markt.“ Also haben wir den Namen coffee perfect gelassen und stattdessen das Logo geändert. Wir addierten dann Aqua, Coffee und Snack und durch dieses Aqua, Coffee und Snack auf unserem Logo ist klar, dass wir nicht nur Kaffee machen. Aber auf der anderen Seite, Coffee steht in der Mitte und Coffee bleibt weiter unser Mittelpunkt im Unternehmen. Wie gesagt, das ist die Emotion und deswegen sind auch viele Mitarbeiter im Unternehmen, weil sie sagen, Kaffee ist auch meine Leidenschaft.
Schahab Hosseiny: Das heißt, breiter diversifizieren steht jetzt erst mal nicht auf der Liste. Du sagst, Kaffee ist unsere DNA, das steht im Mittelpunkt. Hat Kaffeekonsum das Plateau in Deutschland erreicht, oder sagst du, es wird zukünftig noch mehr Kaffee konsumiert? Ihr seid vor allem im B2B-Bereich aktiv, das muss man auch etwas differenzieren vom B2C-Bereich, weil du bestimmt viele, viele Insiderinformationen hast. Aber wie betrachtest du das, haben wir ein Plateau erreicht oder glaubst du, Kaffee wird in naher Zukunft sogar noch mehr konsumiert, in verschiedenen Ausprägungen oder verschiedenen Mixturen? Da bist du der größte Experte.
Dr. Heiko Kroll: Kaffee ist nach wie vor ein wachsender Markt und Kaffee ist auch krisensicher. Kaffee trinkt man auch in der Krise, so wie du es gesagt hast, während Corona wurde Kaffee mehr im Privaten getrunken. Was ich halt nach wie vor sehe, und das war auch etwas, womit wir uns beschäftigt haben. Was heißt denn Corona? Mitarbeiter gehen mehr ins Homeworking? Für uns heißt das, wir verkaufen weniger Kaffeemaschinen. Aber eigentlich ist es genau umgedreht. Man ist weggegangen, viele Unternehmen sind weggegangen von der zentralen Küche, mehr zu Etagen Café Corner, so wie bei Starbucks. Dann trifft man sich eben dort, weil das ist auch ein Unternehmenskultur-Element, sich einfach mal eben auf einen Kaffee treffen, oder sich mit dem CEO unterhalten. Das sehe ich nach wie vor sehr stark. Und auch die gute Bohne. Also ich glaube, der Trend geht schon dahin, dass man sagt, wir wollen guten Kaffee haben. Was bringt es, eine vernünftige Kaffeemaschine zu haben, aber eine ganz günstige Bohne? Es muss eine Kombination sein. Unsere Maschinen werden ja gleichzeitig mit den Bohnen entwickelt. Der Geschmack ist ja kein Zufall bei uns, sondern das wird kombiniert. Das wird nach wie vor wachsen, vielleicht nicht mehr so wie in den letzten Jahren, aber es wird nach wie vor ein Wachstum sein. Und wie schon erwähnt, geht der Trend zu unterschiedlichen Milchvarianten. Milch ist halt Lactose, da ist der Trend nach wie vor da, dass man mehr alternative Milchvarianten haben will.
Schahab Hosseiny: Das heißt, es wird in der Summe komplexer. Siehst du auch einen höheren Wettbewerb, wenn vor allem im Privatkonsumentenbereich immer höherwertige Maschinen angeschafft werden? Dann geht natürlich der Mitarbeiter in die Firma und hat einen höheren Anspruch, plötzlich hat er zu Hause dann doch die 2000 Euro Maschine. Ist das etwas, was ihr auch merkt, dass der Mitarbeiter einfach einen höheren Anspruch entwickelt hat, und ihr dahin gehend natürlich auch an der Kaffeebohne, an der Rezeptur und Co., vielleicht auch mit Starbucks als Antwort darauf, Lösungen benötigt?
Dr. Heiko Kroll: Das wünsche ich mir, weil das genau das ist, wovon wir profitieren. Der Mitarbeiter hat durch Corona vielleicht seinen Kaffee-Vollautomaten aus dem Supermarkt, Media Markt oder wo auch immer gekauft, und trinkt Zuhause einen besseren Kaffee und hat einen besseren Automaten als im Büro. Was macht man dann? Man nervt den Chef. Der Chef ruft bei coffee perfect an und dann wird der Mitarbeiter sehen, dass man das noch toppen kann. Und dann hat man das.
Schahab Hosseiny: Der Mitarbeiter ist also eurer bester Vertriebsmitarbeiter?
Dr. Heiko Kroll: Genau.
Schahab Hosseiny: Heiko, lass uns jetzt die letzte Minute nutzen, um in die Zukunft zu blicken. Über die Vision hast du uns ja gerade schon ein Stück weit berichtet, aber was sind deine Zukunftspläne? Was möchtest du mit coffee perfect noch erreichen, ungeachtet dessen, dass ihr heute schon sehr profitabel seid und wahrscheinlich noch viel profitabler und größer sein werdet? Wir lassen die Finanzmathematik mal außen vor.
Dr. Heiko Kroll: Ich hatte es ja eingangs gesagt, ich möchte wachsen, aber nur gesund wachsen. Das eine ist mir natürlich wichtig, weil das der Unterschied ist, ob du nur im Konzern arbeitest oder Miteigentümer des Unternehmens bist. Das sind halt meine Mitarbeiter und ich habe schon die Verantwortung, da stehen Familie hinter, das heißt die Arbeitsplätze natürlich zu sichern und das Unternehmen weiter nach vorn zu entwickeln. Und wenn ich mir die potenziellen Krisen, die alle vor der Tür stehen, ansehe, dann muss man da natürlich schon weit im Voraus überlegen. Das heißt, wir müssen den Wettbewerbern immer einen Schritt voraus sein. Von der Innovation, von unserem Ansetzen und auch weiterwachsen. Also ich könnte es mir vorstellen, in ein anderes Land zu gehen. Aber das sind auch Dinge, die mache ich nicht, um einfach zu sagen, ich werde größer, sondern es muss sich auch lohnen. Wir müssen gesund wachsen. Das ist das Entscheidende. Und das ist ja auch ein Unterschied, ich bin einer der ältesten Mitarbeiter im Unternehmen und wir haben viele junge Mitarbeiter. Das heißt, es geht auch darum, Mitarbeiter aufzubauen. Wenn ich mal in den Urlaub gehe, und ich gehe schon recht viel in den Urlaub, also ich bin schon jemand, der loslassen kann und dann auch mal private Zeit hat, dass es dann läuft. Dass man wirklich ein Unternehmen aufbaut, das sehr zukunftsorientiert ist, da sind wir aus meiner Sicht auf einem sehr guten Weg.
Schahab Hosseiny: Wunderbar. Heiko, ich glaube, in naher Zukunft dürften wir immer häufiger von coffee perfect hören. Ich habe heute auch ganz viel gelernt, vielen Dank für deine Zeit. Lieber OMKB Audience, ich hoffe, euch hat der Talk mit Heiko genauso viel Spaß gemacht wie mir. Ich sage erst mal, herzlichen Dank, lieber Heiko und auch vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Bis gleich.
Dr. Heiko Kroll: Danke.